WAS IST ZITIEREN: ESSAY

From Change Of Utopias To Utopias Of Change

In den Lehrveranstaltungen schauten wir jeweils auf unterschiedliche Aspekte der Utopien der Moderne des 20. Jahrhunderts, auf die Sozialutopisten Anfang des 19. Jahrhunderts und noch viel weiter zurück, bis in die griechische Antike zu Homer und seinen Mythos über Daidalos und Ikaros. Nicht der Erfinder Daidalos, sondern der trotz Warnungen und aufgrund von maßloser Selbstüberschätzung an seinem Übermut verstorbene Ikaros wurde zum Helden hochstilisiert. Wohl eine der großen folgenschweren Umdeutungen der Moderne, dessen negative Auswirkungen allesamt auf eine fehlende Achtsamkeit zurückzuführen und am gegenwärtigen Zustand des Habitats Erde abzulesen sind. 1

Jane Bennett lädt dazu ein, den Menschen in seiner Umwelt neu zu denken. Wir müssen verstehen, dass nicht nur wir auf unsere Umwelt einwirken, auch unsere Umwelt wirkt auf uns ein. Wir leben also in einem vernetzten und komplexen Gefüge, in dem es, neben uns, auch noch andere Akteur: innen gibt. Erst wenn wir dies ausreichend berücksichtigen, kommt es zu einem wirksamen Handeln. 

Merlin Sheldrake dringt ein in die verborgene Welt der Pilze und zeigt auf, welche Bedeutsamkeit ihnen zugeschrieben werden kann. Sie sind in Luft und Erde zu finden, bauen Schadstoffe in der Atmosphäre ab und können Verhalten verändern. Pilze sind überall und doch werden sie schnell übersehen. Sie verfügen über eine eigene Intelligenz ohne zentrales Gehirn. Trotzdem können sie ihre Umwelt beeinflussen. Auch in den Büchern von Donna J. Haraway steht nicht der Mensch im Zentrum des Denkens und der Geschichte. Sondern andere Arten und Kreaturen: beispielsweise Spinnen, Oktopusse oder Korallen. Dabei sollen neue Beziehungen entstehen, quer zu Vorstellungen biologischer Verwandtschaft. Und im Zuge dessen setzt sie sich mit dem Klimawandel auseinander. 

Carolyn Merchant offenbart uns ihren Weg des Denkens. Sie kritisiert, wie die Natur ausschließlich vom Menschen als Produktion und Reproduktionsmachine gesehen wird, welche dem Menschen, aber vor allem dem Mann zu dienen hat. Denn eine Abwertung der Natur geht mit einer Abwertung der Frau einher, so Merchant. Sie zeigt auf, wie sich dieses Weltbild durchgesetzt hat und wie Gegenbewegungen uns helfen können, einen neuen Weg zu finden, im Zusammenleben zwischen den Menschen, aber eben auch zwischen Menschen und Natur.

Es muss klar werden, dass es genau diesen neuen Weg braucht, um etwas zu verändern. Es braucht ein radikales Umdenken. Wir müssen verstehen, dass wir ein Teil des Ökosystems sind. Eine Trennung zwischen Menschen und Natur muss sich auflösen. Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber, zwei international führende Experten in Sachen Klimawandel,  geben einen Überblick über den aktuellen Stand der Klimaveränderung und zeigen Lösungswege auf. Es braucht neben der sichtbaren Hand des Staates vor allem aber ein Narrativ, eine gute Geschichte der Transformation, in der die Menschen gerne vorkommen wollen.2 Es braucht zum einen also die sichtbare Hand, jedoch eben auch eine Motivation, ein Narrativ, welches zu einer Transformation anregt. Die Bewegung Extinction Rebellion, welche sich im Oktober 2018 in England gründete, mit dem Ziel mit Mitteln des gewaltfreien zivilen Ungehorsams auf die existentielle Krise, dass sich rasant ausbreitende Artensterben, was auch uns Menschen erfasst, aufmerksam zu machen und einen Systemwandel herbeizuführen, ruft uns mit ihrer Lektüre zum aktiven Handeln auf und liefert dafür die benötigten Schritte.

Das Buch der Bewegung “Wann, wenn nicht wir” berichtet über die bereits sichtbaren Folgen der Klimakrise und ruft zum Handeln auf. Eine Art Anleitung zur Rebellion: von der gewaltfreien Kommunikation über das Errichten von Straßenblockaden und die Vorbereitung anderer Protestaktionen bis hin zum Kochrezept für mehrere hundert Menschen.

Auch der Pflanzenforscher Stefano Mancuso betont, welche Wichtigkeit den Pflanzen gebührt und welchen falschen Stellenwert diese Lebewesen aus Sicht des Menschen haben. Wenn nur einmal beispielsweise bedacht wird, dass sie uns Menschen mit Energie und Sauerstoff versorgen und so unser Überleben sichern. Zudem hebt er hervor, inwiefern wir Menschen von der Intelligenz der Pflanzen profitieren könnten, wenn wir uns dessen bewusst machen . Merlin Sheldrake dringt ein die verborgene Welt der Pilze und zeigt auf, welche Bedeutsamkeit ihnen zugeschrieben werden kann. Sie sind in Luft und Erde zu finden, bauen Schadstoffe in der Atmosphäre ab und können Verhalten verändern. Pilze sind überall und doch werden sie schnell übersehen. Sie verfügen über eine eigene Intelligenz ohne zentrales Gehirn. Nichtsdestotrotz können sie ihre Umwelt beeinflussen. Lynn Margulis beschreibt in ihrem Buch eine andere Seite der Evolution des Lebens. Sie zeigt auf, dass das Leben nicht nur auf den Kampf ums Dasein reduziert werden kann, sondern nur durch Symbiose und Kooperation der früheren Organismen möglich war. 

Genau dieses Bewusstsein für Kooperation und Co Kreation braucht es auch in Zukunft viel mehr, um unsere Existenz nachhaltig zu sichern. Es darf keine Trennung mehr geben zwischen Menschen und Natur, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

Es braucht Utopien, die genau dies berücksichtigen und jedes Lebewesen mit einbeziehen und den Mensch als Teil des großen Ganzen sehen.  Architekt: innen können dabei Utopien gestalten, die dies berücksichtigen und somit die Gesellschaft zu einer radikalen Veränderung anstoßen. 

1 https://thebaukunststudio.de/utopias-of-change

2 Der Klimawandel, Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber