01 Stefan Rahmsdorf und Hans Joachim Schellnhuber: Der Klimawandel
“Dabei werden jedoch die sozialen und ethischen Probleme vergessen, und die Gefahr ist groß, dass mit solchen Überlegungen eine geopolitische Pandorabüchse geöffnet wird.” (S. 90; Z. 19-21)
“Im Idealfall bedarf es tatsächlich nur einer cleveren und kostenlosen Umstellung des Alltagsverhaltens, die vielleicht sogar noch zusätzliche Lebensqualität schafft: Warum sollten sich die Deutschen beispielsweise nicht die mediterrane Siesta angewöhnen, wenn die Temperaturen hierzulande auf Mittelmeerniveau steigen? Im schlimmsten Fall jedoch – und es wird viele “schlimmste Fäll” geben – ist die Anpassung nichts weiter als eine von der Natur unter Blut Schweiß und Tränen erzwungene Reaktion der betroffenen Gesellschaft.” (S. 110; Z. 23-31)
“Das wahre Ausmaß des sich unerbittlich aufbauenden Anpassungsdrucks ist leider kaum jemandem bewusst – auch nicht den professionellen Klimaunterhändlern im Rahmen des VM-Systems.” (S. 110-111; Z. 37-3)
“Auf der globalen Skala sind hier in erster Linie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das VN-Hochkommissariat für Flüchtlingswesen (UNHCR) zu nennen: Wie wir schon erläutert haben, wird sich die weltweite epidemiologische Situation mit dem Klimawandel drastisch verändern, und der beschleunigte Meeresspiegelanstieg allein wird die Migrationsströme der Vergangenheit als vergleichsweise pittoreske Wanderungen in kleinen Gruppen erscheinen lassen.” (S. 111; Z. 29-36)
“Die Stadteinheiten sind einerseits klein genug, um den Schwerfälligen nationalen Tankern vorauseilen zu können (…). Und sie sind andererseits groß genug, um individuelle Motive und Aktionen in gerichtete und kraftvolle kooperative Prozesse zu verwandeln. Hier gilt also das Motto: “Medium is beautiful!”” (S. 118; Z. 1-7)
“Nicht zu unterschätzen ist auch die Abneigung von Politikern gegenüber wirklich großen Aufgaben, während sie geradezu nach kleinen Problemen lechzen, die sich leicht lösen und in Wählerstimmen ummünzen lassen.” (S. 119-120; Z. 35-1)
“Man könnte die Inaussichtstellung der 1,5 °C-Limitierung des Klimawandels sarkastisch mit dem Versuch vergleichen, durch politischen Beschluss aller Nationen weltweit Erdbeben oberhalb der Richterskala-Stärke 8 einfach zu verbieten. Was die geophysikalischen Prozesse vermutlich wenig beeindrucken würde.” (S. 125; Z. 20-25)
“Wenn man nun bedenkt, dass die direkte solare Energieernte durch PV und Solarthermie rein physikalisch zwischen 1500 und 50000 Exajoule (EJ) im Jahr liegen könnte, während der globalen Primärenergiebedarf für 2050 auf etwa 1000 EJ geschätzt wird, dann scheint der Weg in die neue, klimaverträgliche Energiewelt klar vorgezeichnet.” (S. 126; Z. 18-23)
“Dann müssen kohlenstoffspeichernde Materialien wie Holz und Lehm den Hoch- und Tiefbau dominieren.” (S. 129; Z. 21-23)
02 Jane Bennett: Lebhafte Materie: Eine politische Ökologie der Dinge
“Hungrig nach dem Wilden versucht Thoreau zunächst, das Murmeltier zu verschlingen, um sich dessen Vitalität anzueignen.” (S. 92; Z. 6-7)
“Thoreau gelangte zu dem Ergebnis, der Verzehr wilden Fleisches bewirke tatsächlich keine Steigerung seiner eigenen Vitalität, sondern vielmehr die Abtötung – die Verwesung – seiner Vorstellungskraft.” (S. 92; Z. 15-18)
“”Leben” sei eine Kraft, die sich qualitativ von den rein mechanischen Vorgängen der Materie unterscheide: Es sei “nicht das Ergebnis des Stoffwechsels, sondern dessen Ursache, denn der über die Nahrungsaufnahme gesicherte Fortbestand ist eine Leistung des Organismus als eines organisierten Ganzen und nicht etwa nur seiner Materialität”.” (S. 95; Z. 5-10)
“Die Nahrungsaufnahme stellt sich somit als Reihe wechselseitiger Transformationen dar, die die Grenze zwischen Innen und Außen verwischen: Meine Mahlzeit ist zugleich meine und nicht meine; du bist das, was du isst, und bist es zugleich nicht.” (S. 96; Z. 25-28)
“In Abgrenzung zur Vorstellung, Lebensmittel seien ein Instrument, von dem “Besitz zu ergreifen ist, so sich Leben fortsetzen soll”, habe ich Nahrung hier als eigenständigen Aktanten in einem handlungsmächtigen Gefüge dargestellt, das meinen Stoffwechsel, mein Denken und meine moralischen Empfindungen zu seinen weiteren Bestandteilen zählt.” (S. 100; Z. 19-24)
03 Carolyn Merchant: Der Tod der Natur: Ökologie, Frauen und neuzeitliche Naturwissenschaft
“Der Materie äußerlich sind auch diverse Wirkungsprinzipien wie Schwerkraft, Fermentation und Kohäsion, die man braucht, um Veränderungen und Wirkungen zu erklären, die nicht durch äußere Einwirkung hervorgerufen werden.” (S. 299; Z. 16-19)
Bewegung ist kein organischer Prozess, sondern der temporäre Seinszustand eines Körpers im Verhältnis zum Bewegungs- oder Ruhezustand anderer Körper.” (S. 299; Z. 32-34)
“Bei halbelastischen und unelastischen Kollisionen wird sie zeitweilig in den kleinen Teilchen der Materie des Körpers gespeichert und geht daher nicht an das Universum verloren.” (S. 301; Z. 19-22)
“Die Natur ist durch rationales Begreifen und effizientes Handeln beherrschbar. Trotz des Umstandes, dass “gewisse Teile (der Erde) wieder verwildern oder wieder zerstört und verschlechtert werden”, wird letzten Endes doch der ganze Globus kultiviert werden und einen gartenähnlichen Charakter annehmen.” (S. 302; Z.11-15)
“Für Leibniz war nur die Welt der Phänomene mechanisch; die wirkliche Welt der Substanz war organisch.” (S. 303; Z. 7-8)
Das Problem, an dem sich die Debatte entzündete, war die Frage nach der Rolle Gottes in einem uhrwerkartigen mechanischen Universum, das gemäß den mathematischen Gesetzen der Natur funktionierte.” (S. 303; Z. 12-15)
“Durch Gott als hinreichendem Grund ist die göttliche Logik eines mit der göttlichen Allmacht als Schöpfer.” (S. 304; Z. 3-5)
“Der Hauptunterschied zwischen seiner Philosophie und der der Mechanisten liegt in der Idee, dass Substanz Leben ist, nicht tote Materie. Er kritisiert die “Vertreter der neuen Philosophie” die “an der Trägheit und Taubheit aller Dinge” (…) festhalten.” (S. 305-306; Z. 33-2)
“Vernünfteln ohne Erfahrung ist ein höchst schlüpfriger Weg.” (S. 307; Z. 13-14)
“In einem um 1674 entstandenen, unveröffentlichten Manuskript ” Of Nature´s Obvious Laws and Processes in Vegetation”, (…) untersucht Newton das Wirken eines latenten vegetativen Geistes, der beim Prozess der Fermentation entstehen soll.” (S. 307; Z. 30-35)
“”Die Erde ähnelt einem großen Tier, oder vielmehr einer unbeseelten Pflanze”, die “zu ihrer täglichen Erfrischung und als vitales Ferment ätherischen Atem einziehen und starke Ausdünstungen absondert.” (S. 308; Z. 1-4)
“Das sind passive Gesetzte, und zu behaupten, dass es keine anderen gibt, widerspricht der Erfahrung; denn wir finden in uns selbst die Macht, den Körper durch den Willen zu bewegen. Leben und Wille sind aber aktive Prinzipien, durch die wir den Körper bewegen, und aus ihnen erwachsen andere Gesetze der Bewegung, die uns unbekannt sind.” (S. 310; Z. 3-8)
04 Anna Lowenhaupt Tsing: Der Pilz am Ende der Welt
“Gemeinschaftliches Arbeiten schafft erst die Möglichkeiten für wissenschaftliche Großtaten Einzelner.” (S. 382; Z. 16-18)
“Bei dieser Art des Geschichtenerzählens sollten die Geschichten nie enden, sondern zu weiteren Geschichten führen.” (S.384; Z. 31-33)