Zitieren Essay

Zitieren #5

THE BAUKUNST STUDIO

Formidable Fermentable, Arts of living in the postcapitalocene

FROM CHANGE OF UTOPIAS TO UTOPIAS OF CHANGE

Im dritten Semester unseres Architekturstudiums haben wir uns im Fach Wohnbau, im Rahmen des BAUKUNST STUDIOS unter dem Motiv ARTS OF LIVING IN THE POSTCAPITALOCENE mit dem Thema der Fermentation beschäftigt. Wir haben zum Thema recherchiert und experimentiert. Unter anderem nahm unser Kurs an einem Workshop teil, indem wir  Grundlagen der Fermentation erklärt bekamen und ausprobieren konnten. Am Ende des Semesters werden wir eine Küche bauen, die leicht auf und abbaubar und ausschließlich auf die beim Fermentationsprozess wichtigen Arbeitsschritte abgestimmt sein wird.

Fermentation ist ein mikrobieller oder enzymatischer Vorgang, bei dem organische Stoffe in Säuren, Gase oder Alkohol umgewandelt werden. Dadurch können Lebensmittel haltbar gemacht oder veredelt werden.

Aber wie soll das helfen die Zukunft nachfolgender Generationen Lebenswerter zu machen?

Mithilfe einiger Textausschnitte aus verschiedenen Büchern gingen wir dieser Frage auf den Grund.

Die Bücher behandeln zukunftsweisende Aspekte und befassen sich dabei mit unterschiedlichen Ideologien, Themen und Theorien wie Politik, Ökologie, Feminismus Anthropologie oder Philosophie. Es geht um den Klimawandel, dessen Bedeutung, welche Faktoren für das Klima verantwortlich sind und welche Lösungswege es gibt. Andere Werke beschreiben Pflanzen, deren Intelligenz und die Signifikanz der Symbiosen zwischen unterschiedlichen Arten. Die Arrogante Überzeugung, der Mensch sei die Krone der Schöpfung und die wichtigste Spezies auf der Erde wird nicht nur in Frage gestellt, ganz im Gegenteil: Der Mensch wird aus dem Zentrum des Denkens gerückt und andere Arten und Kreaturen und deren Beziehungen quer zu Vorstellungen biologischer Verwandtschaft stehen im Mittelpunkt.

In seinem „terrestrischen Manifest“ beschreibt Bruno Latour die politischen Dimensionen des Klimawandels und fordert den Leser auf, sein Verhältnis zur Erde zu überdenken. Ihm ist es wichtig, dass der Mensch im Kampf um eine bessere Zukunft „materialistisch und rational sein [muss], diese Qualitäten aber auf das richtige Terrain anwenden [sollte]“ (Latour, 78). Dabei empfindet er es als essentiell, Konzepte wie „Realismus“ oder „Rationalität“ nicht „zum GLOBALEN hin auszurichten, sondern zum TERRESTRISCHEN“ (Latour, 80), diese Konzepte also nicht aus der Ferne, außerhalb des sozialen menschlichen Umfelds zu betrachten, sondern sie nah an sich heranzulassen und sie so für das Handeln der Menschen empfänglich zu machen. Um die Erde retten zu können, muss der Mensch sich also von dem über Jahrhunderte entstandenen, rationalen, fernen Bild der Erde und das auf ihr stattfindende Geschehen verabschieden. Stattdessen muss er die Erde aus der Nähe, teilnehmend betrachten und sie vor allem als politischen Akteur anerkennen und ernst nehmen. Nur so besteht eine Chance, den Klimawandel aufzuhalten und die Erde in eine lebenswerte Zukunft zu begleiten.

Eine andere Sichtweise auf Bereiche wie Zukunftsperspektiven und Weltanschauung zeigt Merlin Sheldrake in seinem Buch „VERWOBENES LEBEN – WIE PILZE UNSERE WELT FORMEN UND UNSERE ZUKUNFT BEEINFLUSSEN“. In seinem Werk philosophiert der Biologe über das Reich der Pilze und macht den Leser darauf aufmerksam, inwiefern Pilze unser wissenschaftliches Konzept von der Welt herausfordern. Ganz analog zu unserem World Wide Web nutzen beispielsweise Bäume eine riesengroßes Untergrundnetz aus Pilzstrukturen, um miteinander zu kommunizieren und Nährstoffe auszutauschen. Sie nutzen also Strukturen, die in unserer modernen Gesellschaft erst relativ kurz etabliert sind, schon seit Jahrtausenden. Pilze können laut Sheldrake also durchaus mit so etwas wie Intelligenz in Verbindung gebracht werden, obwohl sie keinerlei physische Voraussetzungen wie ein Gehirn vorweisen können. Der Autor ermutigt den Leser durch derartige Thesen, Grenzen zu hinterfragen und unsere Vorstellung vom wissenschaftlichen Rationalismus zu überdenken.

Das Werk „WANN WENN NICHT WIR*“ fasst den Aspekt der Zukunftssicherung als konkrete Aufforderung an uns Leser auf. Deutsche Aktivisten der ursprünglich in England entstandenen Bewegung „Extiction Rebellion“ haben beispielsweise in diesem Buch Fakten über die sichtbaren Folgen der Klimakrise gesammelt und ordnen die in England entstandenen Ideen in den deutschen Kontext ein. Das Buch vereint sowohl informative und mitreißende Texte als auch konkrete Anleitungen, wie man sich Schritt für Schritt organisieren könnte, um eine Rebellion zu starten. Für jeden klar verständlich und undogmatisch erklärt, liefern die Autoren zumindest eine Idee, wie man sich selbst im Kampf für eine lebenswerte Zukunft engagieren könnte und machen Mut, dass man auch als einzelne Person mit ein bisschen know-how einen Unterschied auf dem Ungewissen Weg in unsere Zukunft erreichen kann,  wenn man es denn nur möchte.

Die Ausschnitte aus den verschiedenen Lektüren haben mir sehr vielfältige Ansichten zu den oben beschriebenen Themen liefern können. Durch viele Texte wurde ich auf Probleme und mögliche Lösungen aufmerksam gemacht, die mir vorher so nicht bewusst waren. Wir dürfen gespannt sein, in welcher Weise sich diese Konzepte auf den weiteren Verlauf des Semesters und unseres Studiums auswirken werden.