_essay

In unserem heutigen Zeitalter der Globalisierung und des Klimawandels stellen sich viele dringende Fragen hinsichtlich der Art und Weise, wie wir leben und uns ernähren.
Im Anbetracht des postkapitalistischen Zeitalters und der Notwendigkeit einer radikalen Veränderung unserer Gesellschaft und unserer Beziehung zur Natur ist daher das Fermentieren ein wichtiger Bestandteil von „Arten des Lebens im Postkapitalozän“.

Fermentation wird seit langer Zeit mit Bewegung und Aktivität und als Quelle von Veränderungen in Verbindung gebracht. Wie auch der Posthumanismus, beton die Fermentation die Interdependenz und die Verbindung zwischen verschiedene Lebewesen und Ökosystemen.

In dem Buch von Rosi Braidotti „Posthumanismus: Leben jenseits des Menschen“, wird unter anderem die Philosophie des „Posthumanwerdens“ betrachtet. Es betont die Idee, unser Gefühl der Verbundenheit mit der Welt um uns herum neu zu begreifen.
Um diese Verbundenheit neu zu denken ist zu verstehen, dass das „Posthumanwerden“ nicht nur ein intellektuelles Konzept ist, sondern auch praktische Auswirkungen auf die Art und Weise hat, wie wir leben und wie wir unsere Beziehungen gestalten. Indem wir uns bemühen, gemeinsame Projekte zu verfolgen, die auf die Affirmation von Hoffnung ausgerichtet sind und in den Mikropraktiken unseres Alltagslebens angelegt sind, können wir nachhaltige Veränderungen herbeiführen.

Wir sind Teil eines großen ökologischen Systems, in dem alle Elemente miteinander interagieren und auf Handlungen, Konsequenzen für die Natur folgen.
Wie Bruno Latour in „Das terrestrische Manifest“ betonte, kann die Natur nicht politisiert werden, da sie sich nicht der menschlichen Kontrolle unterwerfen lässt und ihre eigenen Gesetze hat, die unabhängig von unserem Handeln sind. Dennoch haben wir die Verantwortung, unsere Beziehung zur Natur zu gestalten und zu schützen.

Wie Sina Kamela Kaufmann es in ihrem Buch „Wann, wenn nicht wir, ein extriction rebellion Handbuch“ sagt, können wir die, „ […] die uns am nächsten sind, nur schützen, wenn wir uns an unsere Liebe zu denen erinnern, die am weitesten entfernt sind. Wenn wir imstande sind, die Verluste unter uns voll und ganz zu spüren, werden wir tun können, was diese Zeiten wirklich von uns verlangen.“

Merlin Sheldrake erwähnt in ihrem Buch „Verwobenes Leben: Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen“, dass wir Menschen dazu neigen, andere Lebewesen und Organismen nach ihrem Aussehen und ihrer Ähnlichkeit mit uns selbst zu beurteilen und in Hierarchien einzuordnen. Dass Pilze und andere Organismen also traditionell eine niedrigere Stellung in dieser Hierarchie zugewiesen bekommen haben. Viele dieser Organismen zeigen allerdings tatsächlich hochentwickelte Verhaltensweisen auf, weswegen es wichtig ist unsere Vorstellungen von Hierarchien und unsere Einstellung gegenüber anderen Lebewesen zu hinterfragen.
Wenn wir anfangen, neu darüber nachzudenken, wie wir andere Lebewesen wahrnehmen und wertschätzen, könnten wir möglicherweise auch unsere oft zerstörerische Einstellung gegenüber der Welt, die nicht nur aus Menschen besteht, verändern.

Auch Stefano Mancuso und Alessandra Viulo sprechen in ihrem Buch „Die Intelligenz der Pflanzen“ eben jenen Pflanzen einen hohen Stellenwert zu. In jeder einzelner Wurzelspitze befindet sich ein raffiniertes, hoch intelligentes Sinnesorgan, welches Umweltreize wahrnimmt und anschließend Bewegungen ausführt. Intelligenz gehört untrennbar zum Leben. Wir Menschen neigen allerdings dazu, andere Lebewesen nur zu verstehen, solange sie denken wie sie. Dabei könnte die Menschheit von der Erforschung pflanzlicher Intelligenz maßgeblich profitieren. Es könnte uns lehren, unser Gehirn und das damit verbundene Denken mit anderen Augen zu sehen.

Zoe