Zitatesammlung, die dritte + ESSAY

Gelesene Buchausschnitte/ geschaute Videos:

09 Lynn Margulis: Der symbiotische Planet oder wie die Evolution wirklich verlief
10 Donna Haraway: Die Neuerfindung der Natur: Primatien, Cyborgs und Frauen
11 Donna Haraway: Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän
12 Sina Kamela Kaufmann u.a.: Wann wenn nicht wir* Ein extinction rebellion Handbuch
Film: ‘Symbiotic Earth’

Für die Angabe der Autoren und Bücher werden im folgenden die oben genannten Nummern verwendet!

Die Liste wird fortlaufend weitergeführt!

Margulis: Der symbiotische Planet oder wie die Evolution wirklich verlief

Recycling ist Lebensnotwendig.
(09 – S. 139 f., Z.16 ff. )

Definition Ökosystem
(09 – S. 140, Z.6 ff. )

Erde = Geflecht aus Ökosystemen
(09 – S. 140, Z.23 ff. )

Übersiedlung an Land
(09 – S. 143, Z.16 ff. )

Biomasse der Bäume = 84 %
(09 – S. 144, Z.21 ff. )

Mycorrhiza = unterschätzte Underdogs
(09 – S. 145, Z.22 ff. )

Pflanzen schlossen die nasse Umwelt in sich ein.
(09 – S. 146, Z.09 ff. )

Ohne andere Arten können die Menschen nicht überleben!
(09 – S. 147, Z.11 ff. )

Haraway: Die Neuerfindung der Natur: Primatien, Cyborgs und Frauen

Die Biologie ist ein Prozess kultureller Produktion – Politik und Wissenschaften sind eng miteinander verknüpft.
(10 – S. 98, Z.13 ff. )

Haraway versteht sich als “hybride Kreatur”
(10 – S. 100, Z.15 ff. )

feindseliger Ort = mehr Engagement
(10 – S. 101, Z.26 ff. )

Haraway tritt für Zugriff auf Wissen ein, der die üblichen akademischen Disziplinen (…) unterläuft.
(10 – S. 102, Z.26 ff. )

Wir sind mitten in Wissenspraktiken drinnen.
(10 – S. 103, Z.09 ff. )

Wissenspraktiken nach Haraway
(10 – S. 103, Z.23 ff. )

Wir können alles lernen + Fachkenntnisse anderer nutzen.
(10 – S. 103, Z.28 ff. )

Die akademische Kultur ist zu verklemmt.
(10 – S. 104, Z.6 ff. )

Politische Ernsthaftigkeit erfordert großes Vergnügen!
(10 – S. 104, Z.12 ff. )

Heterogene wissenschaftliche Praxis kann als Vorbild für die Politik fungieren.
(10 – S. 106, Z.20 ff. )

Diskursive Konstruktion – Diskurs mit und ohne Sprache.
(10 – S. 108, Z.1 ff. )

Objekte und Subjekte sind das Ergebnis diskursiver Konstitutionen.
(10 – S. 109, Z.13 ff. )

Wir müssen die Verschärfung und Verringerung von Ungleichheit nachzeichnen – die Topographie des Leidens.
(10 – S. 120, Z.18 ff. )

Gentechnik: Mehr als nur dafür oder dagegen.
(10 – S. 121, Z.26 ff. )

Haraway: Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän

Beschreibung “Unruhig bleiben”
(11 – S. 01, Z.09 ff. )

Das Miteinander als Kampfansage an die Diktate des Anthropos und des Kapitals
(11 – S. 10, Z. 28 ff. )

Problematische destruktive Einstellung
(11 – S. 12, Z. 12 ff. )

Der Futurismus fordert funktionierende Dinge und propagiert das Expertentum.
(11 – S. 12, Z. 21 ff. )

Menschen die sich “kümmern” treiben die Handlung voran!
(11 – S. 15, Z. 2 ff. )

Wir müssen gemeinsam denken und agieren lernen!
(11 – S. 16, Z. 24 ff. )

Sympoietische Praxis.
(11 – S. 96, Z. 21 ff. )

Sympoietische Praxis.
(11 – S. 96, Z. 21 ff. )

Kaufmann u.a.: Wann wenn nicht wir* Ein extinction rebellion Handbuch

Dystopische Realität
(12 – S. 10, Z.1 ff.)

Vernunftbegabte Wesen können die ökologischen Krisen nicht leugnen!
(12 – S. 10, Z.24 ff. – S. 11 Z.1ff)

Friedlicher Aufstand!
(12 – S. 11, Z.10 ff.)

mit Unterstützung der Wissenschaft
(12 – S. 11, Z.24 ff.)

wir leben weil wir eine Aufgabe haben
(12 – S. 225, Z.08 ff.)

Es wird einen Wandel geben.
(12 – S. 225, Z.22 ff.)

STOP genug gelesen
(12 – S. 227)

ESSAY

„Wir sehen düsteren Zeiten entgegen. Die Menschheit befindet sich in einer Situation, wie es sie in unserer Geschichte noch nie zuvor gegeben hat. Eine Situation, eine Krise, die, wenn wir sie weiterhin ignorieren, alles zerstören wird, was uns lieb und teuer ist: unsere Heimat, unsere Mitmenschen, unsere Ökosysteme und die Zukunft unserer Kinder. Die Wissenschaft formuliert es unmissverständlich: Wir befinden uns mitten im sechsten Massenaussterben der Erdgeschichte! Wir steuern unaufhaltsam auf die Katastrophe zu – wenn wir nicht sofort und entschieden handeln.“01 

So schreibt es die Aktivist:innengruppe „extinction rebellion“ in ihrer „Erklärung der Rebellion“ in Berlin vom 15. April 2019 und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Doch wie kommt es zu so einer prekären Lage auf unserem Planeten und was sollten wir überdenken, um weiterhin auf unserem Planeten leben zu können?

Schon 1972 wurde vom „Club of Rome“ die Problematik unserer modernen wirtschaftsweise aufgezeigt und heute ist das Thema aktueller denn je: der Meeresspiegel steigt, Arten sterben aus, die Welt wird immer wärmer. 02

Schellnhuber und Rahmstorf beschreiben in Ihrem Buch „Der Klimawandel“ einleuchtend wie Wirtschaftssystem und Politik die Handlungsspielräume für die Lösung des Klimaproblems enorm verkleinern, wie unlösbar die Problematik scheint und plädieren für „ein Narrativ, eine gute Geschichte der Transformation, in der die Menschen gerne vorkommen wollen“.03

Doch wie kamen wir in eine solche Zwickmühle, in der die Klimagerichtbarkeit innerhalb der Spezies „Homo sapiens“ genauso schlecht funktioniert wie das artenübergreifende Pendant?

Mit dem Beginn der Moderne um 1900 beginnt ein Umbruch in zahlreichen Lebensbereichen gegenüber der Tradition, bedingt durch industrielle Revolution, Aufklärung und Säkularisierung. 04

Die wissenschaftlichen Thesen zeitgenössischer Denker, wie zum Beispiel Newtons Gesetze in England, wurden zum Vorbild vieler politischer und wirtschaftlicher Systeme. Die mechanistische Trennung von Mensch und Natur, die bis heute spürbar ist, wurde damals erstmals von der Wissenschaft auf die Gesellschaft übertragen – doch selbst Newton hatte Zweifel an seinen eigenen Thesen. 05

Nach heutigem Wissenstand ist klar, dass beispielsweise die Evolution keineswegs nach dem Neodarwinistischen Prinzip „survival of the fittest“ passierte, sondern durch die Endosymbiose auch artenübergreifend funktioniert. 06

Anknüpfend an diese neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse schlägt Bruno Latour eine neue Sichtweise in der Wissenschaft und damit auch für die Gesellschaft vor: die terrestrische Sichtweise. Latour sagt, dass es keinen Unterschied zwischen Menschen und Natur gibt und stellt die terrestrische Sichtweise der globalen Sichtweise gegenüber. Sein Fazit lautet, dass wir uns Menschen als Teil des Systems sehen müssen und nicht „objektiv“ von außen darauf schauen dürfen. 07 In seiner „Akteur-Netzwerk-Theorie“ bezieht er zusätzlich zu den Menschen und der Natur folgerichtig auch „Aktanten“, sprich „Dinge“ in dieses System aus Beziehungen mit ein. 08

Diese netzwerkbasierte Herangehensweise an Gesellschaft und Wissenschaft wird von vielen Wissenschaftler:innen als sinnvoll erachtet und in unterschiedlichen Formen ausgeführt: Tsing erklärt, wie wir von Pilzen und deren Verbindungen lernen können09, Margulis und Lovelock verbildlichen in Ihrer Gaia-Hypothese die Erde als Lebewesen10 und Sheldrake bringt diese Netzwerk-Ansicht in die Realität und bringt die Problematik auf den Tisch, dass unsere Systeme so stark von Individuen abhängen, dass eine Transformation nur klappen kann, wenn wir den Fokus wieder auf die Verbindungen und Beziehungen zwischen den „Lebewesen“ richten.11

Streng nach dem Studio-Brief für den Entwurf „Formidable Fermentable“ sollten wir aus der Vergangenheit lernen, die Gegenwart transformieren und eine sprudelnde, artenübergreifende Zukunftsutopie entwerfen:12

AUS DER VERGANGENHEIT LERNEN

Wenn wir uns die Vorbilder unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsformen anschauen, wird schnell klar, dass die Art, wie wir wissenschaftlich arbeiten, diese stark beeinflusst haben. 

Die These der Stunde sollte also lauten: Lasst uns in unserer Arbeitsweise ein Vorbild für Gesellschaft und Wirtschaft sein und netzwerkbasiert sowie prozesshaft arbeiten.

DIE GEGENWART TRANSFORMIEREN

Wenn wir die Ausführungen von Schellnhuber und Rahmstorf lesen, wird schnell klar: das Zeitfenster, in dem wir den Klimawandel noch in eine Richtung korrigieren können, die für die Lebewesen auf dem Planeten funktioniert, ist sehr klein. Durch das Bauen neuer Häuser werden wir dieses Ziel nicht schaffen. Wir sollten uns lieber an den Appell von Andreas Hofer zur IBA 27 orientieren und die Stadt der Zukunft als gebaut ansehen, den Bestand transformieren und gerechter verteilen. Durch Prozesse der Kreislaufwirtschaft müssen wir die Produktion von Müll unterbinden und die Forschung in diese Richtung drücken. Hierbei können interdisziplinäre Methoden wegweisend sein. Um schnelles politisches Umdenken voranzutreiben, müssen wir uns zusammenschließen und Aktivismus fürs Klima und für eine bessere und gerechtere Welt betreiben. Hierbei kann man sehen, dass „konventionelle“ Strukturen, wie beispielsweise ein Verein oft hinderlich sind und netzwerkartige organisationsweisen, wie die von „Fridays For Future“, oft effektiver und fairer sind.13

EINE ZUKUNFTSUTOPIE ENTWERFEN

Wenn man sich anschaut, dass Menschen ohnehin in vielen Prozessen, wie Pflanzen, emergent agieren, wird schnell klar, dass wir für unser Narrativ einer Zukunftsutopie nicht mehr ein modernes Science-Fiction-Bild zeichnen sollten, sondern eine hüllenlose, prozessorientierte und netzwerkbasierte Richtung entwickeln müssen. Hierbei ist wichtig, dass der Prozess und die Variablen, die ihn bedingen, viel mehr in den Vordergrund rücken müssen. Die Linearität aktueller Prozesse ist für eine funktionierende Gesellschaft hinderlich, da sie sich dadurch nur schwer an sich verändernde Umstände anpassen lassen. Es ist klar, dass es keinen „Richtigen Weg“ oder ein Ziel, sondern nur eine Vielzahl an richtigen, parallel in Schleifen ablaufenden Prozessen geben wird.

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01 – Sina Kamela Kaufmann u.a.: Wann, wenn nicht wir* Ein extinction rebellion Handbuch – S. 10 Z. 1 ff

02 – vgl. https://clubofrome.de

03 – vgl. Stefan Rahmsdorf u. Hans Joachim Schellnhuber: Der Klimawandel 

04 – vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Moderne

05 – vgl. Carolyn Merchant: Der Tod der Natur: Ökologie, Frauen und neuzeitliche Naturwissenschaft

06 – vgl. Lynn Margulis: Der symbiotische Planet oder wie die Evolution wirklich verlief

07 – vgl. Bruno Latour: Das terrestrische Manifest

08 – vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Akteur-Netzwerk-Theorie

09 – Anna Lowenhaupt Tsing: Der Pilz am Ende der Welt

10 – vgl. James Lovelock: Gaia – Die Erde ist ein Lebewesen.

11 – Merlin Sheldrake: Verwobenes Leben: Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen

12 – vgl. https://formidable-fermentable.thebaukunststudio.de/2022/10/21/studio-brief/

13 – vgl. Jung und Naiv: Folge #568 – Luisa Neubauer (Fridays For Future)