WAS IST ZITIEREN? (C)

Lynn Margulis, Der symbiotische Planet oder wie die Evolution wirklich verlief

  • Das Zusammenleben verschiedener biologischer Arten wird für Kolonisierung des Weltraums ebenso unverzichtbar sein, wie die Symbiose und biologische Vielfalt im Paläozoikum für die Kolonialisierung des Festlandes waren. Wenn es jemals ei Leben im Weltraum geben sollte, wird es die Verbindung unterschiedlicher Lebensformen und auch neue Symbiosen erfordern. (S. 141, Z. 8ff.).
  • Den Pflanzen gelang der Übergang aufs Trockene, indem sie ihre nasse Umwelt neu schufen und ihrem Inneren einschlossen. (S. 146, Z. 9ff.).
  • Ganz gleich, wie sehr wir als Spezies von uns selbst eingenommen sind – Leben ist etwas viel Umfassenderes: ein unglaublich kompliziertes Wechselspiel zwischen Materie und Energie der vielen Millionen Arten außerhalb (und innerhalb) unserer eigenen Haut. (S. 147, Z. 10ff.).

Donna Haraway, Die Neuerfindung der Natur: Primaten, Cyborgs und Frauen

  • Es gab einmal eine Gemeinschaftsökologie, die die interaktive Gemeinschaft von Pflanzen und Tieren betonte, unabhängig von ihrer abiotischen Umgebung und den Menschen – den beobachtenden WissenschaftlerInnen – und durchgängig unabhängig von der menschlichen Geschichte. So machte man sich daran, nach der unberührten Natur als Objekt des Wissens und der Intervention zu suchen. Das Natürliche hatte klare Grenzen: es war das Nicht-Menschliche und das der Kultur entgegengesetzte. (S. 116, Z. 31ff.).
  • Die Vorstellung darüber, daß Natur und Kultur von Anfang an zusammengehören und noch niemals voneinander getrennt gewesen seien, sind sehr umstritten und interessant. Die Vorstellung einer immer schon währenden Zusammengehörigkeit ist heute sehr beliebt. (S. 117, Z. 15ff.).
  • Es erinnert uns daran, daß die Differenzen zwischen uns und jenen, die nicht wir sind, tatsächlich sehr gering sein können. Diese Dinge lassen sich letztlich nicht in Sprachspiele auflösen, sondern sind in eine politisch eher altmodischen Sinn Fragen des Lebensstils. Mit wem verbünden wir uns und warum? (S. 118, Z. 18ff.).
  • Wir müssen die Biotechnologie von ihrem Weg abbringen, sie in die Bekämpfung von Leid und Ungleichheit umlenken. (S. 122, Z. 12ff.).

Donna Haraway, Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän

  • Unruhig zu bleiben erfordert aber gerade nicht eine Beziehung zu jenen Zeiten, die wir Zukunft nennen. Vielmehr erfordert es zu lernen, wirklich gegenwärtig zu sein. Gegenwärtigkeit meint hier nicht einen flüchtigen Punkt zwischen schrecklichen oder paradiesischen Vergangenheiten und apokalyptischen oder erlösenden Zukünften, sondern die Verflechtung von uns sterblichen Kittern mit unzähligen unfertigen Konfigurationen aus Orten, Zeiten, Materien, Bedeutungen. (S. 9, Z. 20ff.).
  • Die Chthonischen sind keine sichere Bank; sie haben mit IdeologInnen nichts zu schaffen; sie gehören zu niemandem; sie winden sich und luxurieren in vielfältigen Formen und tragen in all den Lüften, Wassern und Orten dieser Erde ebenso vielfältige Namen. Sie stellen her und lösen auf; sie werden hergestellt und aufgelöst. Sie sind, was existiert. (S. 10, Z. 21ff.).
  • Die eine Reaktion ist einfach zu beschreiben und, so glaube ich, ebenso einfach zu verwerfen, nämlich der geradezu lächerliche Glaube an technische Lösungen, ob nun säkularer oder religiöser Art: (…). (S. 12, Z. 1ff.).
  • Die zweite häufige Reaktion lässt sich weniger schnell verwerfen und ist noch destruktiver. Es ist die Aussage: Das Spiel ist vorbei, es ist zu spät. Es ist sinnlos zu versuchen, irgendetwas besser zu machen oder zumindest einander wirksam zu vertrauen, um gemeinsam für eine wiederauflebende Welt zu arbeiten und zu spielen. (S. 12, Z. 12ff.).
  • Eine game-over-Haltung drängt sich auf, wenn man intensiv spürt, und nicht nur weiß, dass die Zahl der Menschen im Jahr 2100 vermutlich über 11 Milliarden betragen wird. Das heißt, dass sich zwischen 1950 und 2100, also in nur 150 Jahren, die menschliche Weltbevölkerung um 9 Milliarden vergrößert haben wird. (S. 13, Z. 3ff.).
  • Furcht allein reicht aber nicht. Wird die Brisanz des unglaublichen Bevölkerungswachstums seit 1950 weiter ausgeblendet, könnte dies in so etwas abgleiten wie die Ignoranz mancher Christen gegenüber dem Klimawandel, weil er ins Mark des eigenen Glaubens trifft. (S. 16, Z. 8ff.).
  • Das Kernthema ist hier, wie spezifische Körper und Orte intensiv und so bewohnt werden können, dass die Fähigkeit, gemeinsam auf weltliche Dringlichkeiten zu reagieren, kultiviert werden kann. (S. 17, Z. 1ff.).
  • Die Gemeinschaften bekannten sich dazu, mitzuhelfen, die menschliche Weltbevölkerung über einige Hundert Jahre hinweg radikal zu verringern, und gleichzeitig unzählige Praktiken von artenübergreifenden Umweltgerechtigkeit zu entwickeln. Jedes neue Kind hatte mindestens drei menschliche Eltern, für den schwangeren Elternteil bestand seine/ihre reproduktive Freiheit auch darin, einen Tiersymbionten für das Kind zu wählen, eine Wahl, die sich in die Generationsfolge aller Arten hinein verzweigte. (S. 18, Z. 16ff.).
  • Aber was passiert, wenn einer der Partner, der entscheidend in das Leben des anderen involviert ist, von der Erde verschwindet? Was passiert, wenn Holobionten auseinanderbrechen? Was passiert, wenn ganze Holobiome in Trümmer zerbrochener Symbionten zerfallen? Wir müssen diese Fragen angesichts der Dringlichkeit des Anthropozäns und des Kapitalozäns stellen, damit wir Praktiken für ein Leben auf einem beschädigten Planeten nähren können. (S. 98, Z. 23ff.).

Sina Kamela Kaufman et al., Wann, wenn nicht wir, ein Extinction Rebellion Hanbuch

  • Die Menschheit befindet sich in einer Situation, wie es sie in unserer Geschichte noch nie zuvor gegeben hat. Eine Situation, eine Krise, die, wenn wir sie weiterhin ignorieren, alles zerstören wird, was uns lieb und teuer ist: unsere Heimat, unsere Mitmenschen, unsere Ökosysteme und die Zukunft unserer Kinder. Die Wissenschaft formuliert es unmissverständlich: Wir befinden uns mitten im sechsten Massenaussterben der Erdgeschichte! Wir steuern unaufhaltsam auf die Katastrophe zu – wenn wir nicht sofort und entschieden handeln. (S. 10, Z. 2ff.).
  • Akzeptieren wir die kranke Vorstellungswelt der Kultur, die wir geschaffen haben, dann können wir sofort anfangen, die Todesopfer zu zählen. Wut, Liebe und Freude mögen nach seltsamen Bundesgenossen klingen, aber sie sind die Saat einer Zukunft, die Leben ermöglichen wird – nicht Erfolg, sondern Leben. (S. 224, Z. 6ff.).
  • Wir leben in Zeiten eines sich entfaltenden, alles auflösenden Wandels. Erwartet nicht, dieselben Menschen zu sein wie vor Beginn dieser Reise. Für uns alle gibt es eine individuelle Herausforderung, es gibt eine Fülle von Schwierigkeiten, Hindernissen, Aufgaben, die schwer absehbar und zu benennen sind. (S. 225, Z. 22ff.).
  • Für uns besteht nun die Herausforderung darin, den Blick über unsere Insel hinaus zu richten und den Rest unserer Familie, die über die ganze Welt zerstreut ist, mit neuen Augen zu sehen. (S. 226, Z. 7ff.).
  • Wir können die, die uns am nächsten sind, nur schützen, wenn wir uns an unsere Liebe zu denen erinnern, die am weitesten entfernt sind. (S. 226, Z. 13ff.).

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