Essay Liska

Die Leugnung des Klimawandels ist populär geworden.

Das Leugnen des Klimawandels, sagt Schellnhuber, sei zu einer populären Haltung geworden, während die Politiker in Europa die Zuversicht verloren hätten, dass sie das Problem lösen können.

Können wir die Erde wirklich retten? In einer Egoistischen Welt wie dieser?

Klima, Wirtschaft, Rassismus, Ungleichheiten, Kriege, Ressourcenknappheiten, Naturkatastrophen und vieles mehr. Überall gibt es Krisen und überall brauchen wir Lösungen, und zwar schnell. Aber allein schaffen wir das nie. Wir müssen im Kollektiv gegen das Sterben unseres Planeten handeln. 

Das Antropozäne Zeitalter ist vorbei. 

In der Zeit, in der das Betrachten der Erde aus sicherem Abstand zum Common Sense wurde, entwickelte sich der Mensch zum größten Taktgeber für die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse, auf der Erde.

Diese Distanz hat zudem auch für einen massiven Ausschluss von Natur und Biodiversität aus unserem Leben und der Architektur geführt.

Aus Schellnhubers Sicht brauchen wir nichts dringender, als das Geschehen auf Erden aus Nächster Nähe zu betrachten. Er drückt dies so aus: “…couldn´t we turn into something like a collective subject which feels the pain of the earth everywhere and the pain of our fellow human beings… I guess we would deal with nature in a different way” (Diskussion mit Bruno Latour, Hans Joachim Schellnhuber, Minute 6.26). Würden wir uns bewusster mit unserem direkten Umfeld auseinandersetzen und so die Probleme aus erster Hand erleben, würde es den meisten leichter fallen, die Natur und den menschlichen Zusammenhang zu ihr verstehen. Wir würden schließlich verantwortungsvoller mit ihr umgehen.

Die Erde reagiert zeitversetzt auf unser Verhalten. Wir müssen runter von unserem „Ikarus Flug“ und müssenuns endlich „erden“, so wie Bruno Latour in seinem Buch „Das terrestrische Manifest“ schreibt. Der Mensch muss sich wieder als Teil des Ökosystems verstehen.

Auch präsentiert er das „Terrestrische“ als neuen Politik-Akteur, mit dem das Zeitalter der geo-sozialen Frage eingeleitet wird. Terrestrisch bedeutet, sich zurück auf die Erde zu beziehen, in jeglichen Hinsichten, Verhalten, Leben, Architektur. 

Aber wenn “…we are living in a state of self-created ignorance about the problems we don`t like …” (Minute 38.30) fällt es den meisten schwer die Probleme anzugehen und schnell verschwinden die Themen aus den Medien und noch schneller aus den Köpfen der Menschen. Dabei ist es um so wichtiger, schreibt Kaufmann in „Wann, wenn nicht wir“, „wenn weder die gewählte Volksvertretung noch das Gesetz den angemessenen Schutz und das Wohlergehen der Bevölkerung gewährleiten können, (dass es dann) in der Hand der Bürgerinnen (liegt), die notwendigen Veränderungen einzuleiten“ (S.11, Z.11ff).

Und auch Donna J. Haraway ruft dazu auf nicht zu verzweifeln, sondern „unruhig zu bleiben“. Sie erklärt „unruhig zu bleiben…(bedeutet)…zu lernen, wirklich gegenwärtig zu sein.“ (S.9, Z.20-22). Es bringt uns nicht weiter, wenn wir uns Zukunftsfiktionen ausdenken, die nicht eintreten werden. 

Nach Haraway leben wir im Antropozän, oder besser im Kapitolozän. 

Kapitalozän ist eine Geopolitik, welche Kapitalismus als eine Weltökologie der Macht und Re/Produktion im „Netz des Lebens“ sieht. So Donna J. Haraway.

Das Antropozän wird verwendet, um die Zeit zu beschreiben, in der Menschen einen großen Einfluss auf den Planeten haben. Unabhängig davon, ob wir in einem Neuen geologischen Zeitalter leben. Wir sind Teil eines komplexen globalen Systems und die Beweise für unsere Einflüsse darauf sind deutlich geworden. 

Haraway erfindet in ihrem Buch … den Begriff „Chthuluzän“, welcher ein Zeitalter des fortdauernden Lebens beschreibt, wir sollen nachdenken, wie das Leben auf Erden in Zukunft weitergehen kann. Utopien sollen mit Fakten verknüpft und in die Wirklichkeit umgesetzt werden.

„Um unruhig zu bleiben, müssen (…) wir uns verwandt machen. Das meint, dass wir einander in unerwarteten Kollaborationen und Kombinationen, in aktiven Kompostierungen brauchen.“ (S.13, Z.19-21) 

Wir sollen uns hinterfragen, und uns nicht auf Halblösungen ausruhen, so wie wir es zum Beispiel von inspirationslosen Autoritäten und Politikern gewohnt sind. So wie Merlin Sheldrake in „Verwobenes Leben“ andeutet, ist „man (…) leicht versucht sich in kleinen Zimmern zu verstecken die aus schnellen Antworten gebaut sind“ (S.28, Z.13ff). Wir können mit Hilfe von Utopien, etwas das in der Vorstellung des Menschen existiert, aber noch nicht Wirklichkeit ist, Veränderungen schaffen. Martin Luther King nutze in seiner Rede „I had a dream“, die Kraft von Utopien als Mittel, Gesellschaftliche Zustände nicht als unveränderlich zu akzeptieren, sondern uns zu zeigen, was denkbar und möglich ist. 

Es ist klar. Der Mensch, der seit Jahrzenten als Maß aller Dinge gilt, muss sich daran gewöhnen, nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Andere Lebewesen oder Existenzen, vor allem Pilzgewebe und mikrobielle Organismen verfügen über hohe Intelligenzen und das Verständnis als Ganzes zu funktionieren. Dieses Verhalten kann uns in Zukunft einige Vorteile verschaffen. Jedoch ist dies schwierig, da „… der Mensch Intelligenz nur zu schätzen [weiß], sofern sie der seiner ähnelt.“ (S.140, Z.11ff; Stefano Mancuso, Alessandra Viola; Die Intelligenz der Pflanzen). 

Gerade von diesen Kohabitationen können wir lernen im Kollektiv zu leben. Denn es ist bewiesen, dass man nicht als Individuum überlebt, sondern nur in der Gemeinschaft. 

So wie Pilzgewebe können auch wir Menschen in Zukunft zusammenarbeiten, um unseren Planeten, der nicht nur totes Material ist vom Sterben zu retten. 

Wir Architektinnen haben die Aufgabe, die Zukunft mit Transformations-Strategien zu gestalten, und zwar für alle Lebewesen (Studiobrief). 

Wir werden Ideen zu persönlichen Architekturvisionen entwerfen, die uns beibringen, wie wir eine gemeinsame und ökologisch stabile Erde entstehen lassen und gleichzeitig die veraltete „modernistische“ Trennung von Natur-, Agrar- und Siedlungsräumen überwinden lässt (Utopias of Change, Change of Utopias).