WAS IST ZITIEREN (C) & ESSAY – Isabel

_Lynn Margulis – Der Symbiotische Planet

„Im Weltall wie auf der Erde müssen die Elemente des Lebens-Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Schwefel, Phosphor und einige andere-der Wiederverwertung zugeführt werden. Diees Recycling isst kein Luxus der Wohlstandsgesellschaft, sondern ein Prinzip des Lebens, von dem uns auch noch so viel Technologie nicht befreien kann.“

„Das Zusammenleben verschiedener biologischer Arten wird für die Kolonisierung des Weltraums ebenso unverzichtbar sein, wie es Symbiose und biologische Vielfalt im Paläozoikum für die Kolonisierung des Festlandes waren.“

„Die Gesamtmasse der felsbewohnenden Flechten auf der Erde wird auf 13×1013 Tonnen geschätzt, eine Biomasse, die größer ist als die aller Lebewesen in den Ozeanen!“

„Seit Hunderten von Jahrmillionen zersetzen die Gemeinschaften aus Pilzen und Algen das harte Gestein unseres rotierenden Planeten zu reichhaltiger, fruchtbarer Erde.“

„Und tatsächlich besitzen 90 Prozent aller Pflanzen symbiontische Mycorrihiza; 80 Prozent gehen zugrunde, wenn man sie dieser mitbewohnenden Pilze beraubt.“

,,Das leben ist etwas viel umfassenderes: ein Unglaublich kompliziertes wechselspiel zwischen materie und energie der vielen millionen arten ausserhalb (und innerhalb) unserer eigenen haut”

„Unsere symbiontische, verwobene Vergangenheit ist von einem Geflecht belebten Wassers durchzogen.“

_Donna J. Haraway – Die Neuerfindung der Natur

„IN diesem Kurs spürte ich, wie überaus wichtiges für die Leute war, die Erfahrung zu machen, dass sie legitimer Weise lesen können was sie wollen. Es war sehr wichtig für sie das Gefühl zu haben, dass sie dazu berechtigt sind. Der Zugang zu Materien, in denen man nicht ausgebildet ist, wird durch Expertentum und Disziplinierung des Wissens extrem blockiert.“

„Es ist sehr wichtig, die Dinge direkt anzugehen, ihre Komplexität aufzugreifen und sich die Kompetenzen anzueignen, die dafür nötig sind. …Es bedeutet, dass man diese Differenzen nicht mystifizieren soll“

„Eine Möglichkeit, diese Arbeitsweise weniger schwierig zu gestalten, besteht darin, einige Dinge auch mal unverstanden zu lassen, sich zu gestatten mit Bruchstücken von Wissen zu arbeiten und zu sehen, wie diese sich zusammenfügen.“

„Die Biologie bleibt ein wichtiger Bereich des politischen Diskurses. Daher ist eine feministische Einmischung in die Biologie als eine Form politischen Diskurses notwendig. Biologie ist dann feministische Politik mit anderen Mitteln“

„Technoscience… Mit diesem Begriff wird die bemerkenswerte Verbindung von technologischen, wissenschaftlichen und ökonomischen Praktiken bezeichnet.“

„Doch aus meiner Sicht verweisen alle seine Ursprünge auf einen sehr interessanten gemeinsamen Schnittpunkt: auf die systematisierte Produktion von Wissen innerhalb industrieller Praktiken.“

„Wenn wir Wissenschaft als ein Ensemble heterogener Praktiken begreifen und nicht als etwas Monolithisches, wenn uns die vielen Praktiken bewusst sind, die wissenschaftliches Wissen produzieren, dann brauchen wir auch ein weniger monolithisches Politikmodell, um strategischer darüber, wer wir sind in unseren unterschiedlichen Verortungen (locations).“

„Ich will herausfinden, wer und was auf dem Schauplatz des Konstitutionsprozesses aktiv ist. Wie im Feld der Konstitutionsprozesse Identitäten als Effekt hervorgebracht und wie die Objekte und Subjekte usw. sedimentiert sind“

„Die philosophische RealistInnen haben eine sehr zahme Vorstellung von der Welt als etwas Präkostituiertem: Etwas ist da, vor jeder Interaktion, und wartet nur darauf, beschriebe zu werden. Realismus geht gewöhnlich von einer Logik der Entdeckung aus und benutzt eine Sprache der Entdeckung. Du lüftest den Schleier, und wenn du darunter siehst, war die >Natur< immer schon da.“

„Aus meiner Sicht sind Objekte Ablagerungen von Interaktionen und Beziehungen. Nichts existiert vor dieser Relationalität … Subjekte und Objekte sind das Ergebnis diskursiver Konstitutionen.“

_Donna J. Haraway – Unruhig bleiben, Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän

„Unruhig zu bleiben erfordert aber gerade nicht eine Beziehung zu jenen Zeiten, die wir Zukunft nennen. Vielmehr erfordert es zu lernen, wirklich gegenwärtig zu sein.“

Kainos heißt jetzt, eine Zeit des Anfangens, eine Zeit des Weitermachens, eine Zeit für Frische. … Kainos kann voller Erbschaften sei, aber auch voll mit Kommendem, mit der Förderung dessen, was noch sei könnte.“

„…wem gegenüber ist man eigentlich verantwortlich ist. Wer lebt und wer stirbt und auf welche Art und Weise in dieser Verwandtschaft und nicht in jener?  Welche Gestalt hat diese Sippe, welche Orte und welche Kritter verbinden und trennen die Verwandtschaftslinien, und warum das Ganze? Was muss durchschnitten und was muss verknüpft werden, damit artenübergreifendes Gedeihen auf dieser Erde eine Chance hat; ein Gedeihen, das menschliche und anders-menschliche Wese in die Verwandtschaft miteinschließt?“

„Das Buch und das Konzept des Unruhig-Bleibens sind unvereinbar mit zwei häufigen Reaktionen auf die Schrecken von Anthropozän und Kapitalozän. Die eine Reaktion ist einfach zu beschreiben und  so glaube ich, ebenso einfach zu verwerfen, nämlich der geradezu lächerliche Glaube an technische Lösungen, ob nun säkularer oder religiöser Art; Eine Art Technik wird auftauchen, um  ihre schlimmen, aber sehr schlauen Kinder zu retten; oder, was auf dasselbe hinausläuft: Gott wird kommen, um seine ungehorsamen, aber hoffnungsvollen Kinder zu retten.“

„Diese Projekte sind nicht feindlich. Sie können Wichtiges dazu beitragen, unruhig zu bleiben und produktive, eigensinnige Verwandtschaften (oddkin) einzugehen.
Die zweite häufige Reaktion lässt sich weniger schnell verwerfen und ist noch destruktiver. Es ist die Aussage: Das Spiel ist vorbei, es ist zu spät. Es ist sinnlos zu versuchen, irgendetwas besser zu machen oder zumindest einander wirksam zu vertrauen, um gemeinsam für eine wiederauflebende Welt zu arbeiten und zu spielen. …einer game-over-Haltung, die andere, einschließlich Studierende, entmutigt, durch verschiedene Formen der Futurismus gefördert wird. Eine Version des Futurismus besagt , dass nur funktionierende Dinge eine Veränderung herbeiführen können; oder noch schlimmer …wir denken, wir wissen genug, um zu dem Schluss zu kommen, dass das Leben auf der Erde, das Menschen auf irgendeine erträgliche Art und Weise miteinschließt, wirklich vorbei ist, dass die Apokalypse wirklich naht.“

„Nur ein schmaler Grad trennt die Anerkennung des Ausmaßes und des Ernstes dieser Probleme von der Kapitulation vor einem abstrakten Futurismus mit seinen Gefühlen erhabener Indifferenz.“

„Dieses Buch führt aus und durch, dass das Bewahren von Unruhe unter Vermeidung von Futurismus ein ernsthafter und produktiver Zugang ist. …Wir werden miteinander oder wir werden gar nicht.“

„Wird die Brisanz des unglaublichen Bevölkerungswachstums seit 1950 weiter ausgeblendet, könnte dies in so etwas abgleiten wie die Ignoranz mancher Christen gegenüber dem Klimawandel, weil er ins Mark des eigenen Glaubens trifft.“

„Desprets Arbeit über das Aufeinander-Einstimmen und über Kritter, die sich gegenseitig und in konkreten Situationen zu unerwarteten Leistungen befähigen, ist notwendig, um unruhig zu bleiben. Ihre Aufmerksamkeit gilt nicht dem, was sie untereinander und miteinander bewirken und was zuvor weder in Natur noch Kultur vorhanden war.“

„Früher von lebendigen und summenden Bienen umarmt, ist die Blume nun eine Sprecherin für die Toten. … Die Kunst der Erinnerung umfasst alle irdischen Kritter. Sie muss zu jeglicher Möglichkeit von Wiederbelebung gehören!“

_Kaufmann – Wann, wenn nicht wir

„Wenn weder die gewählte Volksvertretung noch das Gesetz den angemessenen Schutz und das Wohlergehen der Bevölkerung gewährleisten können, liegt es in der Hand der BürgerInnen die entscheidenden Veränderungen einzuleiten-zur Abwendung der Katastrophe und für die Zukunft unserer Kinder“

„Wenn wir zu diesem Augenblick der Geschichte leben, so ist es, weil wir hier eine Aufgabe zu erfüllen haben.“

_Essay

Seit Jahren nun begleitet uns die Klimakrise und wir scheinen bis heute keine adäquate Lösung dieser Problematik gefunden zu haben. Dennoch wenn es uns eins gelehrt haben dürfte dann, dass unser Handeln schwerwiegende Konsequenzen für alle Lebewesen auf diesem Planeten hat. Da unser Egoistischer Konsum sowie die Überzeugung die Krone der Schöpfung zu sein, uns in diese Krise getrieben hat, ist es an der Zeit unseren Platz in der Welt zu überdenken. Denn „Leben ist etwas viel Umfassenderes: ein unglaublich kompliziertes Wechselspiel zwischen Materie und Energie der vielen Millionen Arten außerhalb (und innerhalb) unserer eigenen Haut.“ (Lynn Margulis – Der Symbiotische Planet an Land)

Und wir können uns wohl kaum als intelligente Wesen begreifen, wenn wir dieses komplexe Wechselspiel nicht begreifen und anerkennen.

Wenn wir eine Lösung der Klimakrise finden wollen, muss sie diesen Gedanken der Symbiose innehaben. Diese Theorie vertritt auch der Lehrstuhl the Baukunst Studio und bildet, mit den hier referenzierten Literaturauszügen, den gedanklichen Rahmen für die Vision „FROM CHANGE OF UTOPIAS TO UTOPIAS OF CHANGE“.

„…wem gegenüber ist man eigentlich verantwortlich. Wer lebt und wer stirbt und auf welche Art und Weise in dieser Verwandtschaft und nicht in jener?  Welche Gestalt hat diese Sippe, welche Orte und welche Kritter verbinden und trennen die Verwandtschaftslinien, und warum das Ganze? Was muss durchschnitten und was muss verknüpft werden, damit artenübergreifendes Gedeihen auf dieser Erde eine Chance hat; ein Gedeihen, das menschliche und anders-menschliche Wesen in die Verwandtschaft miteinschließt?“

Dieses Zitat Donna J. Haraways aus ihrem Buch „Unruhig bleiben, die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän“ zeigt recht deutlich wie komplex der Sachverhalt ist und vor wie viele offene Fragen er uns stellt. Dennoch ist es wichtig sich diesen Fragen zu stellen und nicht in eine „game-over Haltung“ zu verfallen, wie Donna Haraway sie im weiteren Verlauf ihres Buches beschreibt, welche vor allem durch die futuristische Annahme gefördert wird, „dass nur funktionierende Dinge eine Veränderung herbeiführen können“. Ein alternativer Ansatz könnte darin bestehen „einige Dinge auch mal unverstanden zu lassen, sich zu gestatten mit Bruchstücken von Wissen zu arbeiten und zu sehen, wie diese sich zusammenfügen“ wie sie es in ihrem Buch „Die Neuerfindung der Natur“ beschreibt. Gerade hier gelten die Stichworte Zusammenarbeit und Interdisziplinarität, denn das Motto ist „Wir werden miteinander oder wir werden gar nicht“ (Donna Haraway – Die Neuerfindung der Natur)

Dies ist auch Ziel des Faches Wohnbau. Es geht darum in Zusammenarbeit neue Utopien zu entwerfen und das heißt, neue Perspektiven einzunehmen um neue Zugänge zu bekannten Problemen zu finden. Dabei ist es hilfreich sich auf spekulative Ebenen zu begeben und das Gewohnte und zu Erwartende zu hinterfragen um neue Lösungsansätze zu entdecken.

Merlin Sheldrake fasst dies in seinem Buch verwobenes Leben schön zusammen: „Unsere Wahrnehmung wird zu großen Teilen durch Erwartungen bestimmt. In der Welt einen Sinn zu finden, indem man bereits vorhandene Bilder verwendet und sie nur mit wenige neuen Sinnesinformationen aktualisiert, erfordert weniger kognitive Anstrengung als wenn man ständig aus dem Nichts vollkommen neue Wahrnehmungen erzeugt. …Wenn wir durch einen Trick aus unseren Erwartungen gerissen werden, sind wir wieder auf unsere Sinne angewiesen. Erstaunlich ist nur die große Kluft zwischen dem, womit wir rechnen, und dem, was wir finden, wenn wir tatsächlich hinsehen“

Denn es ist klar, dass wir unsere Hoffnungen nicht in die Technischen Lösungen oder Geo-Engineering setzten dürfen/ sollten, d.h. den „Einsatz von Technologie von planetarischer Größenordnung um die unerwünschten Klimafolgen unserer industriellen Zivilisation zu unterdrücken oder gar zu beseitigen“ (S. Rahmstorf, H.J. Schellnhuber – Der Klimawandel).

Wir sollten diesen momentanen Wandel nutzen und uns endlich von unserem anthropozentrischen Weltbild lösen und die Chance nutzen zu lernen uns als gleichwertiger Teil des Geflechts der Lebewesen zu sehen, eine Wahrheit vor der wir viel zu lange unsere Augen verschlossen haben. Wir sind Teil eines Ökosystems, in welchem wir nicht die größte und wichtigste Rolle spielen, denn rein faktisch betrachtet beträgt der Anteil der Gattung Mensch „-zusammen mit allen anderen Tieren- gerade einmal 0,3 Prozent“ (Stefano Manusco, Alessandra Viola – Die Intelligenz der Pflanzen“. Dennoch steht uns eine Verantwortung zu und es ist Zeit uns dieser Verantwortung zu stellen und zu handeln, zu wandeln und zu bewahren, wie es das Prinzip der Fermentation uns aufzeigt. Es ist keine Zeit zu warten, „wenn weder die gewählte Volksvertretung noch das Gesetz den angemessenen Schutz und das Wohlergehen der Bevölkerung gewährleisten können, liegt es in der Hand der BürgerInnen die entscheidenden Veränderungen einzuleiten-zur Abwendung der Katastrophe und für die Zukunft unserer Kinder“ (Kaufmann-Wann, wenn nicht wir)

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Isabel Müller