Mit BAUKUNST STUDIOS haben wir uns dieses Semester in unserem Wohnbau Kurs mit den Themen „Fermentation”, „FROM CHANGE OF UTOPIAS TO UTOPIAS OF CHANGE” und „Arts of Living in the Postcapitalocene” beschäftigt. Mithilfe Literatur, Filmen und Studio-Gästen die uns weitere Inputs auf den Weg gegeben haben, haben wir uns tiefer in die Materie einarbeiten können. Der sich stark zuspitzende Klimawandel muss aufgehalten werden. Es bedarf einen allumfassenden Wandel, ein Umdenken; „FROM CHANGE OF UTOPIAS TO UTOPIAS OF CHANGE”. Fermentation kann als transformative Kraft hilfreich für einen positiven Wandel sein.
Doch wie können wir mit Fermentation die Zukunft verändern und diese so gestalten, dass Mensch und Natur in Einklang leben können?
Die Literaturauswahl umfasst einige Themen. Vom Klimawandel zur Politik über Natur, in der genauer auf Pflanzen und explizit Pilze eingegangen wird, bis hin zu gesellschaftlichen, technologischen und theoretischen Modellen. Zu Beginn bringen uns Stefan Rahmsdorf und Hans Joachim Schellnhuber in ihrem Buch: „Der Klimawandel” näher, welche Faktoren für unser Klima verantwortlich sind und welche Ansätze in der Politik helfen könnten um gegen den Klimawandel anzukämpfen. In Jane Bennetts darauffolgenden Buch: „Lebhafte Materie: Eine politische Ökologie der Dinge” wird transversales Denken gefordert. Das soll die Trennung von handelndem Subjekt und behandeltem Objekt aufhebeben, die Vitalität alles Materiellen anerkennen und so einen Beitrag zu einer ökologisch verträglichen Lebensweise leisten. Carolyn Merchant thematisiert in seinem Buch den Tod der Natur, Ökologie, Frauen und neuzeitliche Naturwissenschaft. Er stellt fest, dass “Der Mensch nicht überleben kann, wenn er auf allem anderen herumtrampelt” (S.7, Z. 18-19). Des Weiteren sagt er: „Fermentation war seit langem mit Bewegung und Aktivität in Verbindung gebracht worden und konnte als eine Quelle gewaltsamer Veränderung angesehen werden.” (S.308, z. 32-34) “Ohne das aktive Prinzip der Fermentation würde “alles – Fäulnis, Fortpflanzung, Wachstum und Leben – aufhören.” (S.309, Z.21). Diese Zitate erwecken den Gedanken dass Fermentation eine Lösung für scheinbar unlösbares werden könnte. Bruno Latour unternimmt in seinem Buch:„ Das terrestrische Manifest” den Versuch, die Landschaft des Politischen neu zu vermessen und unsere politischen Leidenschaften auf neue Gegenstände auszurichten. Merlin Sheldrake behandelt in dem Buch „Verwobenes Leben: Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen” Pilze denn diese sind weit aus präsenter in unserem Leben als es zuerst den Anschein erwecken mag. „Von den Wurzel verzweigte sich ein Pilz-Netzwerk im Boden und um die Wurzeln benachbarter Bäume. Ohne dieses Netz aus Pilzen könnte mein Baum nicht existieren. Und ohne ähnliche Netze aus Pilzen könnte keine Pflanze irgendwo existieren. Alles Leben an Land, auch mein eigenes, ist es solche Netzwerke angewiesen.“ (S.10, Z.20-26). Pilze sind für alle Lebensformen unverzichtbar und existieren an der Grenze zwischen Leben und Tod. Sie sind in der Erde, in der Luft, in unserem Körper. Pilze sind überall, aber man übersieht sie leicht. Sie halten uns am Leben, bauen Schadstoffe in der Atmosphäre ab und verändern das Verhalten von Tieren.„Kleine Pilze mögen große hervorbringen, aber zuerst müssen sie etwas anderes zerlegen. […] Pilze schaffen Welten; und sie bauen Welten ab.” (S. 336, Z. 9-22). Diese Prozesse können von uns Menschen weiter gedacht und genutzt werden. „Auch 60 Prozent der industriell verwendeten Enzyme werden von Pilzen erzeugt, und 15 Prozent aller Impfstoffe sind Produkte gentechnisch veränderter Hefestämme.“ (S.22, Z.2-5). „Die Beziehung zwischen Pflanzen und Pilzen brachte die Biosphäre in ihrer heutigen Form hervor und ist bis heute für das Leben an Land unentbehrlich.“ (S.23-24, Z.34-3). Die Pilze müssen geschätzt werden wenn wir Menschen überleben wollen. Das Buch „Die Intelligenz der Pflanzen“ von Stefano Mancuso und Alessandra Viola verdeutlicht, dass wir Menschen ohne die Pflanzen, die uns mit Nahrung, Energie und Sauerstoff versorgen, nicht einmal Wochen auf der Erde überleben könnten. Trotzdem galten sie lange als Lebewesen niederer Ordnung. Sie sind in der Lage, ohne Organe über eine Form von Schwarmintelligenz Strategien zu entwickeln, die ihr Überleben sichern. Ein besseres Verständnis der Intelligenz der Pflanzen könnte uns lehren, auf Pestizide zu verzichten, bessere Computer und Netzwerke zu entwickeln. Rosi Braidotti stellt Humanismus und Posthumanismus gegenüber. Auch der technologischer Fortschritt und der Kapitalismus und die jeweiligen Auswirkungen auf die Gesellschaft werden in ihrem Buch „Posthumanismus: Leben jenseits des Menschen” thematisiert. In Lynn Margulis Buch: „Der symbiotische Planet oder wie die Evolution wirklich verlief“ wird die andere Seite der Evolution wird aufgezeigt. Es wird belegt, dass mehrzelliges, “höheres” Leben einst vor Milliarden Jahren nicht im Krieg aller gegen aller, sondern nur durch Kooperation und Symbiose der frühen Organismen entstand. “Das Leben entstand in den Meeren, und stichhaltigen Argumenten zufolge machte erst die Gemeinschaft – die Symbiogenese – das trockene Land für Lebewesen bewohnbar.” (S.141, Z.24-25) und weiter “Durch die Symbiogenese entwickelte sich die terra firma der Erde zu einem bewohnbaren Gebiet.” (S.141, Z.29-30).Fakt ist, die Grenze zwischen Mensch und Maschine sowie zwischen Mensch und Tier verschwimmt. Donna Haraway spricht in ihrem Buch von dem Zeitalter des Chthuluzän. In diesem sind nicht, wie im Anthropozän, die Menschen ins Zentrum des Denkens und der Geschichte gestellt, sondern das Leben anderer Arten und Kreaturen. Im Zuge dessen setzt sich Haraway auch mit dem Klimawandel auseinander. Im letzten literarischen Werk ist es das Ziel, mit Mitteln des gewaltfreien zivilen Ungehorsams auf die existentielle Krise aufmerksam zu machen. Denn “Die Wissenschaft formuliert es unmissverständlich: Wir befinden uns mitten im sechsten Massenaussterben der Erdgeschichte!” (S.10, Z.7-9). Das Buch „Wann wenn nicht wir* Ein extinction rebellion Handbuch“ ruft zum Handeln auf um auf das, sich rasant ausbreitende Artensterben, was auch uns Menschen erfasst, aufmerksam zu machen und damit einen Systemwandel herbeizuführen.