05 BRUNO LATOUR: DAS TERRESTRISCHE MANIFEST
„Realisieren wir nun, dass der Globus für unsere Globalisierungspläne zu klein ist.“
„Das 19. Jahrhundert was das Zeitalter der sozialen Frage; das 21. Ist das Zeitalter der neuen geo-sozialen Frage.“
„Tatsächlich gehört zu den Sonderbarkeiten der Moderne, dass die Definition der Materie so wenig materiell, so wenig erdbezogen war. Sie rühmt sich eines Realismus, den umzusetzen sie nie in der Lage war.“
„Eine bestimmte Auffassung von „Natur“ hat den Modernen erlaubt, die Erde auf eine Weise in Beschlag zu nehmen, die es anderen verunmöglichte, ihr eigenes Territorium alternativ zu besetzten.“
„Wir verteidigen nicht die Natur, wie sind die Natur, die sich verteidigt.“
„Soll den Wörtern „Realismus“, „objektiv“, „effizient“ oder „rational“ wieder ein positiver Sinn verliehen werden, gilt es, sie nicht zum GLOBALEN hin auszurichten, sondern zum TERRESTRISCHEN.“
06 MERLIN SHELDRAKE: VERWOBENES LEBEN: WIE PILZE UNSERE WELT FORMEN UND UNSERE ZUKUNFT BEEINFLUSSEN
„Ohne dieses Netz aus Pilzen könnte mein Baum nicht existieren. Und ohne ähnliche Netze aus Pilzen könnte keine Pflanze irgendwo existieren. Alles Leben an Land, auch mein eigenes, ist auf solche Netzwerke angewiesen.“
„Seit es sie gibt, sind Pflanzen für Nahrung und Abwehr auf Pilze angewiesen.“
„Pilze bilden das soziale Netzwerk der Pflanzen.“
„Zwar wurden Pilze lange mit Pflanzen in einen Topf geworfen, in Wirklichkeit sind sie aber enger mit Tieren verwand.“
„Immer werden die Pilze uns in flagranti ertappen, wenn wir leben, haben sie es bereits getan.“
„Jeder von uns ist ein Ökosystem – jeder wird von Mikroorganismen aufgebaut und auch zersetzt; welche Bedeutung das hat kommt erst allmählich ans Licht.“
07 STEFANO MANCUSO UND ALESSANDRA VIOLA: DIE INTELLIGENZ DER PFLANZEN
„Das Ökosystem der Erde wird unbestreitbar von den Pflanzen beherrscht.“
„99.7 Prozent der irdischen Biomasse, also der gesamten Masse aller Lebewesen, entfallen nämlich keineswegs auf den Menschen, sondern auf Pflanzen.“
„Das ist der prinzipielle Unterschied zum Tier: Pflanzen sind eher eine Kolonie als ein Individuum.
„In den Wurzeln, oder, besser gesagt, in den Wurzelspitzen, kann man Vorgänge nachweise, die typischerweise von Intelligenz zeugen: Wurzeln nehmen Umweltreize wahr, entscheiden sich für die einzuschlagende Bewegungsrichtung und führen die Bewegung schließlich aus.“
„Wie im Tierreich schlafen Pflanzen in der Jugend mehr. Mit dem Alter verlängern sich dann die Wachsphasen und die Pflanzen schlafen schlechter ein – genau wie Tiere und Menschen!“
„Darwin erkannte in der Wurzelspitze als Erster ein raffiniertes Sinnesorgan, das verschiedene Parameter erfassen und darauf reagieren kann.“
„Bei Pflanzen sind die Gehirnfunktionen nicht von anderen Körperfunktionen getrennt, sondern in allen Zellen verfügbar – und ein lebendes Beispiel für das, was in der künstlichen Intelligenz „embodied agent“ heißt.“
„Bei der Betrachtung pflanzlicher Intelligenz fällt auf, dass der Mensch andere Lebewesen eigentlich nur versteht, solange sie denken wie er.“
„Die Blätter nehmen nachts bevorzugt die Stellung ein, die sie als Keim innehatten.“
08 ROSI BRAIDOTTI: POSTHUMANISMUS: LEBEN JENSEITS DES MENSCHEN
„Posthuman zu sein bedeutet also nicht, gleichgültig gegenüber den Menschen oder entmenschlicht zu sein. Im Gegenteil, es beinhaltet eine neue Verbindung ethischer Werte mit dem Wohl der Gemeinschaft in einem umfassenderen Sinn, der auch unsere territorialen oder ökologischen Wechselbeziehungen einschließt.“
„Der Grundgedanke posthumaner nomadischer Ethik ist die Transzendenz des Negativen.“
„Die Zukunft ist die virtuelle Entfaltung der affirmativen Seite des Gegenwärtigen, die unsere Verpflichtung gegenüber den kommenden Generationen bedenkt.“
„Posthumanwerden ist also ein Prozess, sein Gefühl der Verbundenheit mit einer gemeinsamen Welt, einem territorialen, sei es städtischen, gesellschaftlichen, psychischen, ökologischen oder planetarischen Raum, neu zu begreifen.“
„Wir brauchen neue Rahmenbedingungen zur Identifikation gemeinsamer Bezugspunkte und Werte, um mit den atemberaubenden Veränderungen, die wir erleben, zurechtzukommen.“ „Es ist eine neue Situation, in der wir uns befinden – das immanente Hier und Jetzt eines posthumanen Planeten.“