Was ist Zitieren? (b) Liska

Bruno Latour 

Das terrestrische Manifest

Edition suhrkamp 

Prolog:

„Verstanden wir Politik lange als einen Zeitstrahl, der von einer lokalen Vergangenheit in eine globale Zukunft führen würde, realisieren wir nun, dass der Globus für unsere Globalisierungspläne zu klein ist.“ Z. 5-10

„Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter der sozialen Frage; das 21. ist das Zeitalter der neuen geo-sozialen Frage“ S. 76; Z. 8-10

Lenin: „(…) >die konkrete Analyse der konkreten Situation< (ist) nie konkret genug“ S.77; Z. 3-4

„Eine bestimmte Auffassung von Natur hat den modernen erlaubt die Erde auf eine Weise in Beschlag zu nehmen die es den anderen verunmöglichte ihr eigenes Territorium alternativ zu besetzen.“ S.77; Z.14-17

Aktivisten: „>Wir verteidigen nicht die Natur, wir sind die Natur, die sich verteidigt<“ S.77; Z. 31-33

„Wissenschaften(…) (gelten als) (…) bevorzugte Zielscheibe der Klimawandelleugner (…).“ S.78; Z.3-6

„Wer unbesehen die gebräuchliche Epistemologie schluckt, verfängt sich unweigerlich in einer Konzeption von Natur, die sich nicht politisieren lässt, da sie ja gerade zu dem Zweck erfunden wurde, anhand der Berufung auf die unanfechtbaren Gesetze der objektiven Natur menschliches Handeln einschränken.“ S.78; Z.9-14

„Sollen den Wörtern >Realismus<, >objektiv<, >effizient< oder >rational< wieder ein positiver Sinn zugeordnet werden, gilt es sie nicht zum globalen hin auszurichten, sondern zum terrestrischen.“ S.79-80; Z.33-2

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„Aus der Möglichkeit von der Erde aus fernsten Fernen zu erreichen wird die Pflicht aus den fernsten Fernen die Erde zu erreichen.“ S.81; Z.6-9

„Dennoch wird diese Sicht vom Universum aus view from nowhere zu Neuen Common Sense mit dem Ausdruck wie rational und selbst wissenschaftlich dauerhaft verknüpft werden.“ S.81; Z.19-21 

„Erkennen heißt, von außen erkennen. Alles muss von Sirius aus betrachtet werden (…).“ S.81, Z.26-28

„Zudem wirkt sich die Beförderung der Erde zu einem Planeten als Teil des unendlichen Universums als ein Körper unter vielen in der Weise negativ aus, das die Bandbreite, der von den positiven Wissenschaften erkannten Bewegungen auf eine einzige zusammenschmilzt – zu Beginn der wissenschaftlichen Revolution sogar auf eine einzige, den Fall der Körper.“ S.81-82, Z.29-2

„Jede Bewegung hatte sich dem Modell der fallenden Körper angepasst.“ S.83; Z.4-5

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Konsequenz: „Man begann, nicht mehr viel vom Geschehen auf Erden zu sehen.“ S.83; Z.32-33

„In der Modernität vorwärtskommen heißt, sich vom ursprünglichen Boden losreißen und den Weg zum Großen Außen einzuschlagen. (…) wenn nicht natürlich, so doch naturalistisch werden.“ S.85; Z.19-22

Merlin Sheldrake

Verwobenes Leben

Wie Pilze unsere Welt Formen und unsere Zukunft beeinflussen

„Über 90% aller Pilzarten sind noch nicht dokumentiert.“ S.13; Z.13-14

„Pilze bilden ein eigenes Organismenreich, eine ebenso weit gefasste, belebte Kategorie wie Tiere und Pflanzen.“ S.13; Z.16-17

„(…) Mykorrhiza (…), Pilze, die Bäume zu gemeinsamen Netzwerken verbinden (…)“ S.14; Z.13-15

„Die Lebewesen aus der rätselhaften Gruppe der Prototaxites nach heutiger Kenntnis riesengroße Pilze waren für mindestens 40000000 Jahre die größten Lebenden Gebilde auf dem trockenen Land was dem Zwanzigfachen der Zeit entspricht, in der es die Gattung Homo gilt.“ S.14-15; Z.19-2

„Mit Cocktails aus hoch wirksamen Enzymen und Säuren können Pilze einige der hartnäckigsten Substanzen auf der Erde abbauen, vom härtesten Bestandteil des Holzes, dem Lignin, bis hin zu Gestein, Rohöl, dem Kunststoff Polyurethan und dem Sprengstoff TNT.“ S.15; Z.18-23 

„Das Mycel mancher Pilzarten lässt sich elektrisch anregen und leitet die elektrische Aktivität wellenförmig durch die Hyphen- ganz ähnlich wie elektrische Impulse durch die Nervenzellen von Tieren fließen.“ S.17; Z.20-23

„Die tödlichste jeweils beschriebene Krankheit- ein Pilz, der Amphibien infiziert- hat sich im Laufe der letzten 50 Jahre durch die Handlungsbeziehungen der Menschen auf der ganzen Welt verbreitet.“ S.19-20; Z.20-1

„(…) 60% der individuell verwendeten Enzyme werden von Pilzen erzeugt und 15% aller Impfstoffe sind Produkte gentechnisch veränderter Hefestämme.“ S.22; Z.2-5

„Pflanzen und Pilz-Mykorrhiza sind promiskuitiv: In den Wurzeln einer einzelnen Pflanze können viele Pilze leben, und viele Pflanzen können sich mit einem einzelnen Pilz-Netzwerk verbinden.“ S.25; Z.20-23 

„Man ist leicht versucht sich in kleinen Zimmern zu verstecken die aus schnellen Antworten gebaut sind.“ S.28; Z.13-15

„Unsere Erwartungen schaffen die blinden Flecken in denen Zauberkünstler tätig werden.“ S.29; Z.7-8

„Erstaunlich ist nur die große Kluft zwischen dem, womit wir rechnen, und dem, was wir finden, wenn wir tatsächlich hinsehen.“ S.29; Z.18-20

„Klassische wissenschaftliche Definitionen für Intelligenz ziehen den Menschen als Maßstab heran und messen alle anderen Arten an ihm,“ S.31; Z.12-15

„Symbiose ist ein allgegenwärtiger Aspekt des Lebendigen.“ S.33; Z.10-11

„Pilze bewohnen eine vernetzte Welt; durch ihre Labyrinthe führen unzählige Fäden.“ S.41; Z.10-11

Stefano Mancuso 

Alessandra Viola

Die Intelligenz der Pflanzen

„Je weiter verbreitet eine Art ist desto größer ist ihre Rolle im Ökosystem.“ S.119; Z.5-6

„Der Anteil der Gattung Mensch beträgt zusammen mit allen anderen Tieren gerade einmal 0,3%.“ S.119; Z.16-18

„Pflanzen sind raffinierter, anpassungsfähiger und intelligenter als wir denken.“ S.120; Z.14-15

„Weil Pflanzen aus redundanten repetitiven Modulen bestehen, die interagieren und unter bestimmten Bedingungen sogar eigenständig weiterleben, ist kein Teil der Pflanze unbedingt lebensnotwendig.“ S.121; Z.5-8

„Pflanzen sind eher eine Kolonie als ein Individuum.“ S.121; Z.8-9

„(…) Pflanzen können sich ohne Mund ernähren und ohne Lungen atmen. (…) sie sehen, schmecken, hören, kommunizieren und bewegen sich, obwohl ihnen die spezifischen Organe fehlen.“ S.121; Z.27-30

„Doch wenn es so weitergeht, werden wir eines Tages begreifen müssen, dass Maschinen unsere angeblich so einzigartige Intelligenz perfekt nachbilden oder sogar noch verbessern können.“ S.124; Z.16-18

„Wenn wir Intelligenz als Problemlösungsfähigkeit definieren können wir keine künstliche Trennlinie mehr zwischen intelligenten Wesen und Lebewesen ziehen, die auf Umweltreise zur rein automatisch reagieren.“ S.125; Z.22-25

„Wurzeln nehmen Umweltreize wahr, entscheiden sich für die einzuschlagende Bewegungsrichtung und führen die Bewegung schließlich aus.“ S.128; Z.13–15 

„Darwin erkannte in der Wurzelspitze als erster ein raffiniertes Sinnesorgan, das verschiedene Parameter erfassen und darauf reagieren kann.“ S.129; Z.14-16 

„Heute wissen wir, dass Darwin recht hatte- und die Wurzelspitze sogar noch mehr kann, nämlich zahlreiche physisch-chemische Parameter in ihrer Umwelt erkennen und beurteilen (…).“ S.131; Z.1-3

„Unserer Vorstellung nach, hat die Intelligenz ihren Sitz im Gehirn.“ S.131; Z.9-10 

„Das Gehirn ist kein Zauberorgan, es kann allein keinen einzigen Gedanken fassen. Es braucht Informationen, die es nur vom Körper erhält und die unabdingbare Voraussetzung für jede intelligente Reaktion sind.“ S.131; Z.24-27

„Der intelligente virtuelle Agent tritt über einen autonomen Körper mit der Welt in Kontakt.“ S.132; Z.3-4

„Die Wurzelspitze registriert aufmerksam alle Parameter und steuert die Wurzel, in dem sie- unter Berücksichtigung verschiedener lokaler und globaler Instanzen des pflanzlichen Organismus- fortlaufen wahrhafte Berechnungen anstellen.“ S.134; Z.26-29

„(…) jede Wurzel allein ist (…) ein Datenverarbeitungszentrum (…) und arbeitet in einem Netz aus Millionen anderer Wurzelspitzen (…) -Community des Wurzelwerks (…).“ S.134-135; Z.32-2

„Eine einzelne Wurzelspitze verfügt zwar nur über geringe Kalkulationsfähigkeiten, doch gemeinsam mit anderen ist sie erstaunlich leistungsfähig.“ S.136; Z.15-17 

„Pflanzen [haben], weil ihnen ein spezifisches Organ für intellektuelle Aufgaben fehlt, eine ähnliche Form der verteilten Intelligenz entwickelt, wie sie Fischschwärme (…) besitzen: Im Schwarm bilden Individuen »emergente« Verhaltensweisen aus, über die sie als Einzelne nicht verfügen.“ S.138-139; Z.26-2

„Synchronisierung (…) ist Ergebnis emergenten Verhaltens.“ S.139; Z.10-12 

„(…) wie bei Wurzelspitzen eines Wurzelwerks (…): allein sind sie nichts, doch gemeinsam entwickeln sie erstaunliche Fähigkeiten.“ S.139; Z.26-28

„Bei der Betrachtung Pflanzlicher Intelligenz fällt auf, dass der Mensch andere Lebewesen eigentlich nur versteht, solange sie denken wie er.“ S.140; Z.8-10

„(…) der Mensch [weiß] Intelligenz nur zu schätzen, sofern sie der seiner ähnelt.“ S.140; Z.11-12 

„Weil Pflanzen langsamer reagieren als wir und keine spezifischen Orange besitzen, fällt es uns schwer, ihre Intelligenz zu erkennen.“ S.141; Z.21-23 

„Wie bei Tieren wählen Pflanzen je nach Art unterschiedliche Schlafpositionen.“ S.146; Z.4-5 

„Die Blätter nehmen nachts bevorzugt die Stellung ein, die sie als Keim innehatten.“ S.146; Z.16-17 

„Im Schlaf wollen am liebsten alle in die Position ihrer ersten Wachstumsphase zurückkehren.“ S.146; Z.19-20

Rosi Braidotti

Posthumanismus 

„Posthuman (…) beinhaltet eine neue Verbindung ethischer Werte mit dem Wohl der Gemeinschaft in einem umfassenden Sinn, der auch unsere territorialen oder ökologischen Wechselbeziehungen einschließt.“ S.193; Z.14-18 

„Auch begründet posthumane Theorie die ethische Beziehung (…) auf gemeinsamen Projekten und Aktivitäten.“ S.193; Z.23-25 

„Die genannten Kriterien für die neue Ethik beinhalten Uneigennützigkeit, Akzeptanz von Relationalität und viraler Durchdringung, gemeinsames Ausprobieren und verwirklichen von Möglichkeiten und eine neue Verbindung von Theorie und Praxis, für die Kreativität von zentraler Bedeutung ist.“ S.193-194; Z.33-1

„Diese kreative Dimension (…) bildet auch den affirmativ-innovativen Kern der rationalen Epistemologien von Gender, Race und Postcolonial Studies.“ S.194; Z.23-26 

„Die Zukunft als aktives Objekt des Begehrens treibt uns voran und lässt uns aktiv werden im Hier und Jetzt einer Gegenwart, die nach Widerstand und entgegenwirkenden Alternativen verlangt. Das Verlangen nach nachhaltigen Zukunftsformen kann eine lebbare Gegenwart ausbauen.“ S.194; Z.33-36 

„Die Zukunft ist die virtuelle Entfaltung der affirmativen Seite des Gegenwärtigen, die unsere Verpflichtungen gegenüber den kommenden Generationen bedenkt.“ S.195; Z.3-5

„Die Motivation für die soziale Konstruktion von Hoffnung gründet in einem Gefühl generationsübergreifender Verantwortung.“ S.195; Z.9-11

„Hoffnung ist eine Form, von möglichen Zukünften zu träumen- eine unser Leben durchdringende und aktivierende antizipatorische Kraft.“ S.195; Z.12-14

„Jenseits von einheitlichen Selbstbildern und theologischen Deutungen der Subjektbildung kann posthumes Denken heutigen Subjekten helfen, sich auf eine veränderte Welt einzustellen und darin eine positive Different einzuschreiben.“ S.195; Z.19-22

„Posthumanwerden ist also der Prozess, sein Gefühl der Verbundenheit mit einer gemeinsamen Welt, (…) neu zu begreifen.“ S.195; Z.31-34

„Dieses Selbst ist ein bewegtes Gefüge in einem gemeinsamen Lebensraum, den das Subjekt nie beherrscht oder besitzt, den es nur- und stets in Gemeinschaft, in der Menge oder Gruppe- bewohnt und durchquert. Für posthumane Theorie ist das Subjekt eine transversale Entität, immanent eingebunden in ein Netz nichtmenschlicher (tierischer, pflanzlicher, viraler) Beziehungen.“ S.196; Z.3-8

„Ich betrachte die posthumane Wende als eine großartige Möglichkeit, miteinander zu entscheiden, was und wer wir imstande sind zu werden, als eine für die Menschheit einzigartige Gelegenheit, sich affirmativ neu zu erfinden- durch Kreativität und stärkende ethische Beziehungen, nicht negativ durch Vulnerabilität und Angst.“ S.197-198; Z.33-4

„Es ist erregend und verstörend zugleich, fast täglich daran erinnert zu werden, dass wir letztendlich der Stoff sind, aus dem die Träume sind, und dass die neuen Möglichkeiten ungeheuerlich sind.“ S.199; Z.23-25