Zitatesammlung, die erste

Bisher gelesene Buchausschnitte/ geschaute Videos:

01 Stefan Rahmsdorf u. Hans Joachim Schellnhuber: Der Klimawandel
02 Jane Bennett: Lebhafte Materie: Eine politische Ökologie der Dinge
03 Carolyn Merchant: Der Tod der Natur: Ökologie, Frauen und neuzeitliche Naturwissenschaft
04 Anna Lowenhaupt Tsing: Der Pilz am Ende der Welt
1.1 Videodokumentation: Latour und Schellnhuber
Digital Lounge

Für die Angabe der Autoren und Bücher werden im folgenden die oben genannten Nummern verwendet!

Die Liste wird fortlaufend weitergeführt!

Rahmsdorf/Schellnhuber: Der Klimawandel

Lösungsansätze/Lösungsformeln für den Klimawandel

  • „Der Ursache-Wirkung-Ansatz lässt sich in einer prägnanten Formel zusammenfassen. Diese lautet:
    Klimaschaden = Klimaanfälligkeit × Klimaänderung (G1)
    (01 – S. 88, Z.21-23)
  • „Im Rahmen dieser [ökonomischen Optimierungs-] Strategie versucht man nicht, ein konkretes Problem um […] zu eliminieren, sondern beim gesellschaftlichen Handeln größtmöglichen Gewinn […] zu erzielen. Der Ansatz lässt sich wiederum an einer einfachen Formel verdeutlichen, nämlich:
    Gesamtnutzen des Klimaschutzes =
    Abgewendeter Klimaschaden Vermeidungskosten – Anpassungskosten (G2)
    (01 – S. 91, Z.9-14)
  • „Insofern ist eine reine Laissez-Faire-Strategie bei der Handhabung des Klimaproblems nur vorstellbar, wenn sie von «gerechtigkeitsfördernden» Maßnahmen flankiert würde: Beispielsweise könnte man grundsätzlich abwarten, wie sich die weltweiten Klimawirkungen entfalten und dann, bei klar identifizierbaren Schadensereignissen, die Betroffenen für ihre Verluste kompensieren.“
    (01 – S. 90, Z.9-14)

Kosten wenn wir nicht handeln

  • „Nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung können bei einem Anstieg der globalen Mitteltemperatur um 3,5°C bis 2100 ökonomische Verluste im Wert von 150 Billionen US-Dollar entstehen, bei einem Anstieg um 4,5°C könnten sich diese Verluste sogar noch verdoppeln.“
    (01 – S. 109, Z.20-25)

Dilemma der Klimagerichtbarkeit

  • „Die direkte Durchsetzung des «Polluter Pays Principle» im Rahmen einer internationalen Klimagerichtsbarkeit würde allerdings, wie skizziert, einen ungeheuren Kapitalfluss von den Industriestaaten in die Entwicklungsländer verursachen und deshalb von Ersteren mit allen Mitteln bekämpft werden.“
    (01 – S. 110, Z.5-10)

Vereinte Nationen “handeln”

  • “Wir beschließen alle gemeinsam, dass jeder selbst beschließt, welchen Beitrag er zum Vorhaben Weltrettung beitragen möchte”
    (01 – S. 122, Z.22-24)

Strategie der Vereinten Nationen

  • Bis 2020 […] müssten möglichst viele der fast selbstverständlichen Klimaschutzoptionen («No-Brainers») wahrgenommen werden, die bei negativen betriebswirtschaftlichen Kosten – also Nettogewinnen – zur Reduktion der Emissionen beitragen. […] Absoluter Gewinner dieser Analyse ist die Gebäude-Isolierung. Jenseits dieser Kurvendiskussion ist klar, dass fiskalische Instrumente wie eine progressive CO,-Steuer das Pflücken der sprichwörtlichen niedrig hängenden Früchte außerordentlich begünstigen würden.“
    (01 – S. 128, Z.31 ff. – S. 129 Z.7)
  • Bis 2030 müssen nämlich auf alle Fälle die Kohleverstromung weltweit beendet und der Verbrennungsmotor auf allen Straßen ausgemustert sein. Gleichzeitig müssen aber auch die Grundlagen für strategische Innovationen im darauftolgenden Jahrzehnt geschaffen werden, etwa Materialien und Techniken für das klimaneutrale Bauen von Städten und Infrastrukturen.“
    (01 – S. 129, Z.10 ff.)
  • In den 2030er Jahren […] müssen kohlenstoffspeichernde Materialien wie Holz und Lehm den Hoch-und Tiefbau dominieren. […] Privathaushalte sind zu energetischen Selbstversorgern geworden, und die Grundstoffindustrie hat ihren Klimafußabdruck auf ein Zehntel reduziert. Die Landwirtschaft ist endlich zu einer nachhaltigen Betriebsweise übergegangen, […] Kurzstreckenflüge […] sind völlig sinnlos geworden, weil ein integriertes System von Hochgeschwindigkeitszügen den Ferntransport von Menschen und Gütern weitgehend bewältigt. Durch die digitale Revolution […] ist die Notwendigkeit der physischen Bewegung toter und lebender Massen ohnehin stark reduziert worden.“
    (01 – S. 129, Z.19 ff. – S.130 Z.1- 17)
  • Ab 2040 schließlich wird nachgebessert, […] denn zum einen gilt es, Fehlentwicklungen zu korrigieren bzw. zu beenden. Zum anderen werden sich auf dem Weg der Dekarbonisierung unzählige neue Optionen erschließen, die sich umzusetzen lohnen.“
    (01 – S. 130, Z.18 ff. )

    Wir brauchen ein Narrativ

    • Neben der “sichtbaren Hand” des Staates braucht es vor allem aber ein Narrativ, eine gute Geschichte der Transformation, in der die Menschen gerne vorkommen wollen. (…) Inspiriert durch das “Mooresche Gesetz” – die Leistungsfähigkeit von elektronischen Schaltkreisen verdoppelt sich seit den 1960ern etwa alle zwei Jahre – wird ein “Kohlenstoffgesetz” für die Zeitgerechte Dekarbonisierung der Weltwirtschaft vorgeschlagen: Alle zehn Jahre von heute an muss sich der Weltweite Ausstoß von Treibhausgasen halbieren.
      (01 – S. 127, unten )

    Bennett: Lebhafte Materie: Eine politische Ökologie der Dinge

    Die Wirkmächtigkeit des Fettes

    • “Chips essen bedeutet, sich in ein Gefüge hineinzubegeben, in dem das Ich nicht unbedingt der entscheidende Akteur ist.” (02 – S. 84, Z.4-6 )

    Nietzsche und die Nahrung

    • „Nietzsche behauptete etwa (ohne dabei auf randomisierte Doppelblindstudien zurückgreifen zu können), psychologische, kognitive, ästhetische und moralische Eigenschaften würden durch die eingenommene Nahrung beeinflusst und verändert.“
      (02 – S. 88, Z.18 ff. )
    • „In dem Bild, das sich aus Nietzsches verstreuten Bemerkungen zu Lebensmitteln ergibt, erscheint essbare Materie als mächtiger Akteur: als Stoff, der die menschliche Materie verändert, mit der er in Berührung kommt.“
      (02 – S. 89, Z.6 ff. )
    • „Es gibt keine für alle Menschen richtige Diät, so Nietzsche.“
      (02 – S. 89, Z.26 f. )
    • „In seinen Erörterungen zur Verbreitung des Antisemitismus im Bismarck’schen Deutschland verweist Nietzsche auf die Handlungsfähigkeit des Gefüges aus Essen, Personen, Klang und Nation: Er nennt Bier als ursächlich wirksam, allerdings Bier als Bestandteil einer Diät, die außerdem aus »Zeitungen, Politik (..] und Wagnerischer Musik« besteht.”
      (02 – S. 90, Z.5 ff. )

    Thoreau und die Nahrung

    • „Wir würden heute vielleicht sagen, die Beeren in unserem industriel verarbeiteten Frühstücksgebäck schmecken anders als ihr Pendant aus der Wildnis oder dass industriell verarbeiteter Käse und steril filtrierter Wein durch ihre Zubereitung passiver, weniger vital und schlichtweg langweiliger werden als ihre nicht pasteurisierten und unfiltrierten Gegenstücke.“
      (02 – S. 94, Z.4 ff. )

    Kass und die Nahrung

    • „Wir werden nicht zu jenem Etwas, das wir essen. Vielmehr wird das Essbare dem eingegliedert, was wir sind. […] Der essbare Gegenstand wird durch den Essenden vollständig verwandelt, in ihn hineintransformiert. „
      (02 – S. 94, Z.23 ff. )

    Wechselwirkungen zwischen Essen + Esser*in

    • „Dieses Vermögen beinhaltet die negative Macht, menschlichen Vorhaben entgegenzuwirken oder sie zu behindern, aber auch die aktivere Fähigkeit, zu affizieren und Wirkungen zu zeitigen. In diesem Modell der Nahrungsaufnahme erneuern menschliche und nichtmenschliche Körper im Austausch miteinander ihre jeweilige Körperlichkeit; sie verfügen jeweils über gestalterische Kraft und erscheinen zugleich als zu bearbeitende Materie.“
      (02 – S. 96, Z.19 ff. )

    »halluzinatorische Massenfantasie« (Barbara Kingsolver)

    • „der zufolge die Megatonnen an Abfall, die wir in unseren Flüssen und Buchten versenken, das Wasser nicht vergiften, die Kohlenwasserstoffe, die wir in die Luft pumpen, das Klima nicht verändern, Uberfischung die Ozeane nicht auszehrt, fossile Brennstoffe niemals ausgehen werden, Kriege, bei denen massenhaft Zivilisten gerötet werden, ein angemessenes Mittel sind, um uns zu sichern, was noch übrig bleibt, wir unser Umweltkonto nicht hoffnungslos überzogen haben und eigentlich alles paletti ist.“
      (02 – S. 99, Z.12 ff. )

    Merchant: Der Tod der Natur: Ökologie, Frauen und neuzeitliche Naturwissenschaft

    Die physische Denkweise.
    (03 – S. 297, Z.11 ff. )

    Der Tod der Natur.
    (03 – S. 297, Z.26 ff. )

    Die Bewegung der Lebensformen bei Descartes.
    (03 – S. 298, Z.1 ff. )

    Der Dualismus von Descartes bei Newton.
    (03 – S. 298, Z.21 ff. )

    Mechanistischer Begriff des Bewegungsraum- und Ruhezustand bei Newton.
    (03 – S. 299, Z.31 ff – S. 300, Z.1 ff.)

    Newtons Gesetze als Muster für die politische und wirtschaftliche Ordnung der englischen Gesellschaft.
    (03 – S. 300, Z.26 ff. )

    Newtons Buch als Legitimation zur Beherrschung und Bearbeitung der Natur.
    (03 – S. 300, Z.33 ff. – S. 301, Z. 1 ff.)

    Leibniz “begrenzte Monade”.
    (03 – S. 302, Z.3 ff.)

    Leibniz Optimismus als Richtschnur der Aufklärung.
    (03 – S. 302, Z.15 ff.)

    Bei Leibniz war die wirkliche Welt der Substanz organisch!
    (03 – S. 303, Z.7 ff.)

    Unterschied:
    Gott ist organisch-immanent in der Natur vorhanden (Natur = vernunftbegabter Organismus)
    oder die Naturgesetze wurden der Schöpfung von Gott auferlegt (Mensch = Maschine).
    (03 – S. 304, Z.6 ff.)

    Leibniz:
    Urmaterie = passiv -> Seele/Urkraft ist organisch immanent -> Wechselseitige Beziehungen zwischen Monaden.
    (03 – S. 305, Z.4 ff.)

    Leibniz:
    Veränderung als Ergebnis des inneren, immanenten Prinzips.
    (03 – S. 305, Z.28 ff.)

    Newtons zweifeln an der eigenen These.
    (03 – S. 306, Z.27 ff.)

    […]

    Tsing: Der Pilz am Ende der Welt

    Die Freuden des Waldes.
    (04 – S. 382, Z.6 ff. )

    Das gemeinsame Spiel im intellektuellen Waldland.
    (04 – S. 384, Z.18 ff. )

    […]

    Ja, wir könnten jetzt was gegen den Klimawandel tun, aber wenn wir dann in 50 Jahren feststellen würden, dass sich alle Wissenschaftler doch vertan haben und es gar keine Klimaerwärmung gibt, dann hätten wir völlig ohne Grund dafür gesorgt, dass man selbst in den Städten die Luft wieder atmen kann, dass die Flüsse nicht mehr giftig sind, dass Autos weder Krach machen noch stinken und dass wir nicht mehr abhängig sind von Diktatoren und deren Ölvorkommen. Da würden wir uns schön ärgern.

    ― Marc-Uwe Kling, Die Känguru-Apokryphen